Lukas 1
1 ¶ Nachdem schon viele es unternommen
haben, eine Erzählung der Tatsachen abzufassen, die unter uns völlig
erwiesen sind,
2 wie sie uns diejenigen überliefert haben,
welche von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind;
3 so schien es auch mir gut, der ich allem von
Anfang an genau nachgegangen bin, es dir der Reihe nach zu beschreiben,
vortrefflichster Theophilus,
4 damit du die Gewißheit der Dinge erkennst,
in denen du unterrichtet worden bist.
5 ¶ In den Tagen des Herodes, des Königs von
Judäa, war ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Ordnung Abias;
der hatte eine Frau von den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth.
6 Sie waren aber beide gerecht vor Gott und wandelten
in allen Geboten und Rechten des Herrn untadelig.
7 Und sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar
war, und beide waren hochbetagt.
8 Es begab sich aber, als er das Priesteramt vor
Gott verrichtete, zur Zeit, wo seine Klasse an die Reihe kam,
9 traf ihn nach dem Brauch des Priestertums das
Los, daß er räuchern sollte, und zwar drinnen im Tempel des
Herrn.
10 Und die ganze Menge des Volkes betete draußen,
zur Stunde des Räucherns.
11 Da erschien ihm ein Engel des Herrn, stehend
zur Rechten des Räucheraltars.
12 Und Zacharias erschrak, als er ihn sah, und
Furcht überfiel ihn.
13 Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich
nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden, und dein Weib
Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen
Johannes geben.
14 Und er wird dir Freude und Frohlocken bereiten,
und viele werden sich über seine Geburt freuen.
15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn;
Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken, und mit heiligem Geiste
wird er erfüllt werden schon von Mutterleib an.
16 Und viele von den Kindern Israel wird er zu
dem Herrn, ihrem Gott, zurückführen.
17 Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in
der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern
und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, zu bereiten dem Herrn
ein gerüstetes Volk.
18 Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll
ich das erkennen? Denn ich bin alt, und mein Weib ist schon betagt.
19 Und der Engel antwortete und sprach zu ihm:
Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden
und dir diese frohe Botschaft zu bringen.
20 Und siehe, du wirst stumm sein und nicht reden
können bis zu dem Tage, da solches geschehen wird; darum, weil du
meinen Worten nicht geglaubt hast, welche zu ihrer Zeit erfüllt werden
sollen.
21 Und das Volk wartete auf Zacharias; und sie
verwunderten sich, daß er so lange im Tempel blieb.
22 Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen
reden; und sie merkten, daß er im Tempel eine Erscheinung gesehen
hatte. Und er winkte ihnen und blieb stumm.
23 Und es geschah, als die Tage seines Dienstes
vollendet waren, ging er heim in sein Haus.
24 Aber nach diesen Tagen empfing sein Weib Elisabeth,
und sie verbarg sich fünf Monate und sprach:
25 Also hat mir der Herr getan in den Tagen, da
er mich angesehen hat, meine Schmach unter den Menschen hinwegzunehmen.
26 ¶ Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel
von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth gesandt
27 zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem
Manne namens Joseph, vom Hause Davids; und der Name der Jungfrau war Maria.
28 Und der Engel kam zu ihr herein und sprach:
Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir, du Gesegnete
unter den Frauen!
29 Als sie ihn aber sah, erschrak sie über
seine Rede und dachte darüber nach, was das für ein Gruß
sei.
30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich
nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden.
31 Und siehe, du wirst empfangen und einen Sohn
gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben.
32 Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten
genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David
geben;
33 und er wird regieren über das Haus Jakobs
in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein.
34 Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das
sein, da ich keinen Mann kenne?
35 Und der Engel antwortete und sprach zu ihr:
Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten
wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das erzeugt wird,
Sohn Gottes genannt werden.
36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch
einen Sohn empfangen in ihrem Alter und ist jetzt im sechsten Monat, sie,
die vorher unfruchtbar hieß.
37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des
Herrn! Mir geschehe nach deinem Wort! Und der Engel schied von ihr.
39 ¶ Maria aber machte sich auf in diesen Tagen
und reiste eilends in das Gebirge, in eine Stadt in Juda,
40 und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte
Elisabeth.
41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß
der Maria hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe; und Elisabeth
ward mit heiligem Geist erfüllt
42 und rief mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet
bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!
43 Und woher wird mir das zuteil, daß die
Mutter meines Herrn zu mir kommt?
44 Denn siehe, sowie die Stimme deines Grußes
in mein Ohr drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.
45 Und selig ist, die geglaubt hat; denn es wird
erfüllt werden, was ihr vom Herrn gesagt worden ist!
46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,
47 und mein Geist freut sich Gottes, meines Retters,
48 daß er angesehen hat die Niedrigkeit seiner
Magd; denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter!
49 Denn Großes hat der Mächtige an mir
getan, und heilig ist sein Name;
50 und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht
zu Geschlecht über die, so ihn fürchten.
51 Er tat Mächtiges mit seinem Arm, er hat
zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
52 Er hat Gewaltige von den Thronen gestoßen
und Niedrige erhöht.
53 Hungrige hat er mit Gütern gesättigt
und Reiche leer fortgeschickt.
54 Er hat sich seines Knechtes Israel angenommen,
eingedenk zu sein der Barmherzigkeit,
55 wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham
und seinem Samen, auf ewig!
56 Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate und
kehrte wieder nach Hause zurück.
57 ¶ Für Elisabeth aber erfüllte sich
die Zeit, da sie gebären sollte, und sie gebar einen Sohn.
58 Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten,
daß der Herr seine Barmherzigkeit an ihr groß gemacht hatte,
und freuten sich mit ihr.
59 Und es begab sich am achten Tage, daß
sie kamen, das Kindlein zu beschneiden; und sie nannten es nach dem Namen
seines Vaters Zacharias.
60 Seine Mutter aber sprach: Nicht also, sondern
er soll Johannes heißen!
61 Und sie sprachen zu ihr: Es ist doch niemand
in deiner Verwandtschaft, der diesen Namen trägt!
62 Sie winkten aber seinem Vater, wie er ihn genannt
haben wolle.
63 Und er forderte ein Täfelchen und schrieb
die Worte: Johannes ist sein Name! Und sie verwunderten sich alle.
64 Alsbald aber tat sich sein Mund auf, und seine
Zunge ward gelöst, und er redete und lobte Gott.
65 Und es kam Furcht über alle ihre Nachbarn,
und auf dem ganzen Gebirge von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen.
66 Und alle, die es hörten, nahmen es sich
zu Herzen und sprachen: Was wird wohl aus diesem Kindlein werden? Denn
die Hand des Herrn war mit ihm.
67 ¶ Und sein Vater Zacharias ward mit heiligem
Geist erfüllt, weissagte und sprach:
68 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn
er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet;
69 und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils
im Hause seines Dieners David,
70 wie er verheißen hat durch den Mund seiner
heiligen Propheten von alters her:
71 Errettung von unsern Feinden und aus der Hand
aller, die uns hassen;
72 Barmherzigkeit zu erzeigen unsern Vätern
und zu gedenken seines heiligen Bundes,
73 des Eides, den er unserm Vater Abraham geschworen
hat, uns zu verleihen,
74 daß wir, erlöst aus der Hand unsrer
Feinde, ihm dieneten ohne Furcht unser Leben lang
75 in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm.
76 Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten
heißen, denn du wirst vor dem Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten,
77 Erkenntnis des Heils zu geben seinem Volke,
in Vergebung ihrer Sünden,
78 wegen der herzlichen Barmherzigkeit unsres Gottes,
in welcher uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe,
79 zu scheinen denen, die in Finsternis und Todesschatten
sitzen, unsre Füße auf den Weg des Friedens zu richten!
80 Das Kindlein aber wuchs und wurde stark am Geist
und war in der Wüste bis zum Tage seines Auftretens vor Israel.
Lukas 2
1 ¶ Es begab sich aber in jenen
Tagen, daß ein Befehl ausging vom Kaiser Augustus, daß alle
Welt sich sollte schätzen lassen.
2 Diese Schatzung war die erste und geschah, als
Kyrenius Landpfleger in Syrien war.
3 Und es zogen alle aus, um sich schätzen
zu lassen, ein jeder in seine Stadt.
4 Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus
der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche
Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,
5 um sich schätzen zu lassen mit Maria, seiner
Verlobten, die schwanger war.
6 Es begab sich aber, während sie daselbst
waren, da erfüllten sich die Tage, daß sie gebären sollte.
7 Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen,
und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil für
sie kein Raum war in der Herberge.
8 ¶ Und es waren Hirten in derselben Gegend auf
dem Felde, die bewachten des Nachts ihre Herde.
9 Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihnen,
und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie; und sie fürchteten sich
sehr.
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet
euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die
dem ganzen Volk widerfahren soll.
11 Denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher
ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
12 Und das sei für euch das Zeichen: Ihr werdet
ein Kindlein finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.
13 Und plötzlich war bei dem Engel die Menge
der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf
Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen!
15 Und es begab sich, als die Engel von ihnen gen
Himmel fuhren, sprachen die Hirten zueinander: Laßt uns doch bis
nach Bethlehem gehen und die Sache sehen, die da geschehen ist, die der
Herr uns kundgetan hat!
16 Und sie gingen eilends und fanden Maria und
Joseph, dazu das Kindlein in der Krippe liegend.
17 Nachdem sie es aber gesehen hatten, machten
sie das Wort kund, das ihnen von diesem Kinde gesagt worden war.
18 Und alle, die es hörten, verwunderten sich
über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde.
19 Maria aber behielt alle diese Worte und überlegte
sie in ihrem Herzen.
20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und
lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so
wie es ihnen gesagt worden war.
21 ¶ Und als acht Tage vollendet waren, da man das
Kind beschneiden mußte, wurde ihm der Name Jesus gegeben, den der
Engel genannt hatte, ehe er im Mutterleibe empfangen worden war.
22 Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetze
Moses vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn
darzustellen,
23 wie im Gesetze des Herrn geschrieben steht:
«Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt heißen»,
24 und um ein Opfer darzubringen, wie im Gesetze
des Herrn geboten ist, ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
25 ¶ Und siehe, es war ein Mensch zu Jerusalem,
namens Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und
wartete auf den Trost Israels; und heiliger Geist war auf ihm.
26 Und er hatte vom heiligen Geist die Zusage empfangen,
daß er den Tod nicht sehen werde, bevor er den Gesalbten des Herrn
gesehen.
27 Und er kam auf Antrieb des Geistes in den Tempel.
Und als die Eltern das Kindlein Jesus hineinbrachten, um mit ihm zu verfahren
nach der Sitte des Gesetzes,
28 da nahm er es auf seine Arme, lobte Gott und
sprach:
29 Nun, Herr, entlässest du deinen Diener
in Frieden nach deinem Wort!
30 Denn meine Augen haben dein Heil gesehen,
31 welches du angesichts aller Völker bereitet
hast,
32 ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur
Verherrlichung deines Volkes Israel!
33 Und sein Vater und seine Mutter verwunderten
sich über das, was von ihm gesagt wurde.
34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria,
seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Auferstehen vieler
in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird
35 und dir selbst wird ein Schwert durch die Seele
dringen, auf daß aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.
36 Und es war eine Prophetin Hanna, eine Tochter
Phanuels, aus dem Stamm Asser, die war hochbetagt, nachdem sie mit ihrem
Manne sieben Jahre gelebt hatte nach ihrer Jungfrauschaft;
37 und sie war eine Witwe von vierundachtzig Jahren;
die wich nicht vom Tempel, sondern diente Gott mit Fasten und Beten Tag
und Nacht.
38 Auch diese trat zu derselben Stunde hinzu und
pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf Jerusalems Erlösung
warteten.
39 Und nachdem sie alles vollbracht hatten nach
dem Gesetze des Herrn, kehrten sie zurück nach Galiläa, in ihre
Stadt Nazareth.
40 Das Kindlein aber wuchs und ward stark, erfüllt
mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm.
41 ¶ Und seine Eltern reisten jährlich am Passahfest
nach Jerusalem.
42 Und als er zwölf Jahre alt war, gingen
sie nach Gewohnheit des Festes hinauf.
43 Und als sie die Tage vollendet hatten und wieder
heimkehrten, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem; und seine Eltern wußten
es nicht.
44 Da sie aber meinten, er wäre unter den
Gefährten, zogen sie eine Tagereise weit und suchten ihn unter den
Verwandten und Bekannten.
45 Und da sie ihn nicht fanden, kehrten sie wieder
nach Jerusalem zurück und suchten ihn.
46 Und es begab sich, nach drei Tagen fanden sie
ihn im Tempel sitzend mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte
und sie fragte.
47 Es erstaunten aber alle, die ihn hörten,
über seinen Verstand und seine Antworten.
48 Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich;
und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe,
dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.
49 Und er sprach zu ihnen: Was habt ihr mich gesucht?
Wußtet ihr nicht, daß ich sein muß in dem, was meines
Vaters ist?
50 Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu
ihnen sagte.
51 Und er ging mit ihnen hinab und kam gen Nazareth
und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem
Herzen.
52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade
bei Gott und den Menschen.
Lukas 3
1 ¶ Im fünfzehnten Jahre
aber der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Landpfleger
von Judäa war und Herodes Vierfürst von Galiläa, sein Bruder
Philippus aber Vierfürst der Landschaft Ituräa und Trachonitis
und Lysanias Vierfürst von Abilene,
2 unter den Hohenpriestern Hannas und Kajaphas,
erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste.
3 Und er kam in die ganze Umgegend des Jordan und
predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden,
4 wie geschrieben steht im Buche der Reden des
Propheten Jesaja, der da spricht: «Eine Stimme ruft in der Wüste:
Bereitet den Weg des Herrn, machet seine Pfade eben!
5 Jedes Tal soll ausgefüllt und jeder Berg
und Hügel erniedrigt werden, und das Krumme soll gerade und die rauhen
Wege eben werden,
6 und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.»
7 Er sprach nun zu dem Volke, das hinausging, um
sich von ihm taufen zu lassen: Schlangenbrut! Wer hat euch unterwiesen,
dem kommenden Zorn zu entrinnen?
8 So bringet nun Früchte, die der Buße
würdig sind, und fanget nicht an, bei euch selbst zu sagen: Wir haben
Abraham zum Vater! Denn ich sage euch, Gott vermag dem Abraham aus diesen
Steinen Kinder zu erwecken.
9 Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume
gelegt. Ein jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen
und ins Feuer geworfen.
10 Da fragte ihn das Volk und sprach: Was sollen
wir denn tun?
11 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei
Röcke hat, gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, tue ebenso!
12 Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu
lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen wir tun?
13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als
was euch verordnet ist!
14 Es fragten ihn aber auch Kriegsleute und sprachen:
Und was sollen wir tun? Und er sprach zu ihnen: Mißhandelt niemand,
erhebet keine falsche Anklage und seid zufrieden mit eurem Sold!
15 ¶ Da aber das Volk in Erwartung stand und alle
in ihren Herzen sich wegen Johannes fragten, ob er selbst vielleicht der
Christus wäre,
16 antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich
taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der stärker ist als ich,
dem ich nicht gut genug bin, den Riemen seiner Schuhe zu lösen; der
wird euch im heiligen Geist und Feuer taufen.
17 Er hat die Worfschaufel in seiner Hand, um seine
Tenne durch und durch zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln;
die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.
18 Auch mit vielen andern Ermahnungen noch verkündigte
er dem Volk die frohe Botschaft.
19 Der Vierfürst Herodes aber, da er von ihm
getadelt wurde wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, und wegen
all des Bösen, was Herodes tat,
20 fügte zu allem noch das hinzu, daß
er den Johannes ins Gefängnis schloß.
21 ¶ Es begab sich aber, da alles Volk sich taufen
ließ und auch Jesus getauft wurde und betete, daß sich der
Himmel auftat
22 und der heilige Geist in leiblicher Gestalt
wie eine Taube auf ihn herabstieg und eine Stimme aus dem Himmel erscholl:
Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich Wohlgefallen!
23 Und Jesus war ungefähr
dreißig Jahre alt, als er anfing zu lehren; und war, wie man meinte,
ein Sohn Josephs,
24 welcher war des Eli, des Matthat, des Levi,
des Melchi, des Janna, des Joseph,
25 des Mattathias, des Amos, des Nahum, des Esli,
des Nangai,
26 des Maath, des Mattathias, des Semei, des Joseph,
des Juda,
27 des Johanan, des Resa, des Serubbabel, des Sealtiel,
des Neri,
28 des Melchi, des Addi, des Kosam, des Elmadam,
des Er,
29 des Jesus, des Eliezer, des Jorim, des Matthat,
des Levi,
30 des Simeon, des Juda, des Joseph, des Jonan,
des Eliakim,
31 des Melea, des Menna, des Mattatha, des Nathan,
des David,
32 des Jesse, des Obed, des Boas, des Salmon, des
Nahasson,
33 des Aminadab, des Aram, des Esrom, des Perez,
des Juda,
34 des Jakob, des Isaak, des Abraham, des Thara,
des Nahor,
35 des Seruch, des Regu, des Peleg, des Eber, des
Sela,
36 des Kainan, des Arphaxad, des Sem, des Noah,
des Lamech,
37 des Methusala, des Henoch, des Jared, des Maleleel,
des Kainan,
38 des Enos, des Set, des Adam, Gottes.
Lukas 4
1 ¶ Jesus aber, voll heiligen Geistes, kehrte vom
Jordan zurück und wurde vom Geist in die Wüste geführt und
vierzig Tage vom Teufel versucht.
2 Und er aß nichts in jenen Tagen; und als
sie zu Ende waren, hungerte ihn,
3 und der Teufel sprach zu ihm: Bist du Gottes
Sohn, so sage zu diesem Stein, daß er Brot werde!
4 Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben:
«Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!»
5 Da führte er ihn auf einen hohen Berg und
zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick.
6 Und der Teufel sprach zu ihm: Dir will ich alle
diese Herrschaft und ihre Herrlichkeit geben; denn sie ist mir übergeben,
und ich gebe sie, wem ich will.
7 Wenn nun du vor mir anbetest, so soll alles dein
sein.
8 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Hebe
dich weg von mir Satan! Denn es steht geschrieben: «Du sollst den
Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.»
9 Er aber führte ihn gen Jerusalem und stellte
ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so
stürze dich von hier hinab;
10 denn es steht geschrieben: «Er wird seinen
Engeln deinethalben Befehl geben, dich zu behüten,
11 und sie werden dich auf den Händen tragen,
damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest.»
12 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist
gesagt: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!»
13 Und nachdem der Teufel alle Versuchung vollendet
hatte, wich er von ihm eine Zeitlang.
14 ¶ Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes zurück
nach Galiläa; und das Gerücht von ihm verbreitete sich durch
die ganze umliegende Landschaft.
15 Und er lehrte in ihren Synagogen und wurde von
allen gepriesen.
16 Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden
war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand
auf, um vorzulesen.
17 Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja
gegeben; und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben
steht:
18 «Der Geist des Herrn ist auf mir, weil
er mich gesalbt hat; er hat mich gesandt, den Armen frohe Botschaft zu
verkünden, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung
zu predigen und den Blinden, daß sie wieder sehend werden, Zerschlagene
in Freiheit zu setzen;
19 zu predigen das angenehme Jahr des Herrn.»
20 Und er rollte das Buch zusammen und gab es dem
Diener wieder und setzte sich, und aller Augen in der Synagoge waren auf
ihn gerichtet.
21 Er aber fing an, ihnen zu sagen: Heute ist diese
Schrift erfüllt vor euren Ohren!
22 Und alle gaben ihm Zeugnis und wunderten sich
über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde gingen, und sprachen:
Ist dieser nicht der Sohn Josephs?
23 Und er sprach zu ihnen: Allerdings werdet ihr
mir dieses Sprichwort sagen: Arzt, hilf dir selber! Die großen Taten,
von denen wir gehört haben, daß sie zu Kapernaum geschehen,
tue sie auch hier in deiner Vaterstadt!
24 Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch, kein
Prophet ist angenehm in seiner Vaterstadt.
25 In Wahrheit aber sage ich euch: Es waren viele
Witwen in den Tagen Elias in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs
Monate lang verschlossen war, da eine große Hungersnot entstand im
ganzen Land;
26 und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt,
sondern nur zu einer Witwe nach Sarepta in Zidonien.
27 Und viele Aussätzige waren in Israel zur
Zeit des Propheten Elisa; aber keiner von ihnen wurde gereinigt, sondern
nur Naeman, der Syrer.
28 Da wurden alle voll Zorn in der Synagoge, als
sie solches hörten.
29 Und sie standen auf und stießen ihn zur
Stadt hinaus und führten ihn an den Rand des Berges, auf dem ihre
Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen.
30 Er aber ging mitten durch sie hindurch und zog
davon.
31 ¶ Und er kam hinab nach Kapernaum, einer Stadt
des galiläischen Landes, und lehrte sie am Sabbat.
32 Und sie waren betroffen über seine Lehre,
denn er redete mit Vollmacht.
33 Und in der Synagoge war ein Mensch, welcher
den Geist eines unreinen Dämons hatte. Und er schrie mit lauter Stimme:
34 Ha! Was willst du mit uns, Jesus von Nazareth?
Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige
Gottes.
35 Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme
und fahre aus von ihm! Da warf ihn der Dämon mitten unter sie und
fuhr aus von ihm und tat ihm keinen Schaden.
36 Und es kam sie alle ein Entsetzen an, und sie
redeten untereinander und sprachen: Was ist das für ein Wort, daß
er mit Vollmacht und Kraft den unreinen Geistern gebietet und sie ausfahren?
37 Und sein Ruf verbreitete sich in alle Orte der
umliegenden Landschaft.
38 Und er stand auf und ging aus der Synagoge in
das Haus des Simon. Simons Schwiegermutter aber war von einem heftigen
Fieber befallen, und sie baten ihn für sie.
39 Und er trat zu ihr und bedrohte das Fieber,
und es verließ sie. Und alsbald stand sie auf und diente ihm.
40 Als aber die Sonne unterging, brachten alle,
welche Kranke hatten mit mancherlei Gebrechen, sie zu ihm, und er legte
einem jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie.
41 Es fuhren auch Dämonen aus von vielen,
indem sie schrieen und sprachen: Du bist der Sohn Gottes! Und er bedrohte
sie und ließ sie nicht reden, weil sie wußten, daß er
der Christus sei.
42 Als es aber Tag geworden, ging er hinaus an
einen abgelegenen Ort; und die Volksmenge suchte ihn und kam bis zu ihm,
und sie wollten ihn zurückhalten, damit er nicht von ihnen zöge.
43 Er aber sprach zu ihnen: Ich muß auch
den andern Städten die frohe Botschaft vom Reiche Gottes verkündigen;
denn dazu bin ich gesandt.
44 Und er predigte in den Synagogen von Judäa.
Lukas 5
1 ¶ Es begab sich aber, als das Volk sich zu ihm
drängte, um das Wort Gottes zu hören, stand er am See Genezareth;
2 und er sah zwei Schiffe am Ufer liegen; die Fischer
aber waren ausgestiegen und wuschen die Netze.
3 Da trat er in eines der Schiffe, das Simon gehörte,
und bat ihn, ein wenig vom Lande wegzufahren; und er setzte sich und lehrte
die Menge vom Schiffe aus.
4 Als er aber zu reden aufgehört hatte, sprach
er zu Simon: Fahre hinaus auf die Höhe und lasset eure Netze zu einem
Fang hinunter!
5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir
haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und nichts gefangen; aber auf
dein Wort will ich das Netz auswerfen!
6 Und als sie das getan, fingen sie eine große
Menge Fische; aber ihr Netz zerriß.
7 Da winkten sie den Gefährten, die im andern
Schiffe waren, daß sie kämen und ihnen hülfen; und sie
kamen und füllten beide Schiffe, so daß sie zu sinken begannen.
8 Als aber Simon Petrus das sah, fiel er zu den
Knien Jesu und sprach: Herr, gehe von mir hinaus; denn ich bin ein sündiger
Mensch!
9 Denn ein Schrecken kam ihn an und alle, die bei
ihm waren, wegen des Fischzuges, den sie getan hatten;
10 gleicherweise auch Jakobus und Johannes, die
Söhne des Zebedäus, die Simons Gehilfen waren. Und Jesus sprach
zu Simon: Fürchte dich nicht; von nun an sollst du Menschen fangen!
11 Und sie brachten die Schiffe ans Land, verließen
alles und folgten ihm nach.
12 ¶ Und es begab sich, als er in einer der Städte
war, siehe, da war ein Mann voll Aussatz. Da er aber Jesus sah, warf er
sich auf sein Angesicht, bat ihn und sprach: Herr, wenn du willst, so kannst
du mich reinigen!
13 Da streckte er die Hand aus, rührte ihn
an und sprach: Ich will es, sei gereinigt! Und alsbald wich der Aussatz
von ihm.
14 Und er befahl ihm, es niemand zu sagen, sondern
gehe hin, sprach er, zeige dich dem Priester und opfere für deine
Reinigung, wie Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis!
15 Aber die Kunde von ihm breitete sich desto mehr
aus; und große Mengen kamen zusammen, um ihn zu hören und von
ihren Krankheiten geheilt zu werden.
16 Er aber hielt sich zurückgezogen an einsamen
Orten und betete.
17 ¶ Und es begab sich an einem Tage, daß
er lehrte; und es saßen Pharisäer da und Gesetzeslehrer, die
aus allen Flecken von Galiläa und Judäa und von Jerusalem gekommen
waren; und die Kraft des Herrn war bereit, sie zu heilen.
18 Und siehe, Männer trugen auf einem Bett
einen Menschen, der gelähmt war; und sie suchten ihn hineinzubringen
und vor ihn zu legen.
19 Und da sie wegen der Volksmenge keine Möglichkeit
fanden, ihn hineinzubringen, stiegen sie auf das Dach und ließen
ihn mit dem Bett durch die Ziegel hinunter in die Mitte vor Jesus.
20 Und als er ihren Glauben sah, sprach er zu ihm:
Mensch, deine Sünden sind dir vergeben!
21 Und die Schriftgelehrten und Pharisäer
fingen an, sich darüber Gedanken zu machen, und sprachen: Wer ist
dieser, der solche Lästerungen ausspricht? Wer kann Sünden vergeben,
als nur Gott allein?
22 Da aber Jesus ihre Gedanken merkte, antwortete
er und sprach zu ihnen: Was denkt ihr in euren Herzen?
23 Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden
sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf und wandle?
24 Damit ihr aber wisset, daß des Menschen
Sohn Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben, sprach er zu dem
Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und gehe heim!
25 Und alsbald stand er auf vor ihren Augen, nahm
das Bett, darauf er gelegen hatte, ging heim und pries Gott.
26 Da gerieten alle außer sich vor Staunen,
und sie priesen Gott und wurden voll Furcht und sprachen: Wir haben heute
Unglaubliches gesehen!
27 ¶ Darnach ging er aus und sah einen Zöllner
namens Levi beim Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!
28 Und er verließ alles, stand auf und folgte
ihm nach.
29 Und Levi bereitete ihm ein großes Mahl
in seinem Hause; und es saß eine große Schar von Zöllnern
und andern, die es mit ihnen hielten, zu Tische.
30 Und die Schriftgelehrten und Pharisäer
murrten wider seine Jünger und sprachen: Warum esset und trinket ihr
mit den Zöllnern und Sündern?
31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht
die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken;
32 ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern
Sünder zur Buße!
33 Sie aber sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger
des Johannes so oft und verrichten Gebete, desgleichen auch die der Pharisäer;
die deinigen aber essen und trinken?
34 Und er sprach zu ihnen: Ihr könnt doch
die Hochzeitsleute nicht fasten lassen, solange der Bräutigam bei
ihnen ist!
35 Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam
von ihnen genommen sein wird; dann werden sie fasten in jenen Tagen.
36 Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand
reißt ein Stück von einem neuen Kleide und setzt es auf ein
altes Kleid; denn sonst zerreißt er auch das neue, und das Stück
vom neuen reimt sich nicht zu dem alten.
37 Und niemand faßt neuen Wein in alte Schläuche;
denn sonst wird der neue Wein die Schläuche zerreißen, und er
selbst wird verschüttet, und die Schläuche kommen um;
38 sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche
fassen, so werden beide erhalten.
39 Und niemand, der alten trinkt, will neuen; denn
er spricht: Der alte ist gesund!
Lukas 6
1 ¶ Es begab sich aber, daß er am zweiten
Sabbat durch die Saat ging; und seine Jünger streiften Ähren
ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie.
2 Da sagten etliche von den Pharisäern zu
ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist?
3 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt
ihr das nie gelesen, was David tat, als ihn und seine Gefährten hungerte?
4 Wie er in das Haus Gottes hineinging und die
Schaubrote nahm und aß und auch seinen Gefährten davon gab;
welche doch niemand essen darf, als nur die Priester?
5 Und er sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist
auch Herr des Sabbats.
6 Es begab sich aber an einem andern Sabbat, daß
er in eine Synagoge ging und lehrte; und daselbst war ein Mensch, dessen
rechte Hand verdorrt war.
7 Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer
gaben acht auf ihn, ob er am Sabbat heilen würde, um einen Grund zur
Anklage wider ihn zu finden.
8 Er aber merkte ihre Gedanken und sprach zu dem
Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Steh auf und stelle dich in die
Mitte! Und er stand auf und stellte sich dahin.
9 Da sprach Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Ist
es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, das Leben zu
retten oder zu verderben?
10 Und indem er sie alle ringsumher ansah, sprach
er zu ihm: Strecke deine Hand aus! Der aber tat es, und seine Hand wurde
wieder gesund, wie die andere.
11 Sie aber wurden ganz unsinnig und besprachen
sich miteinander, was sie doch Jesus antun könnten.
12 ¶ Es begab sich aber in diesen Tagen, daß
er hinausging auf den Berg, um zu beten, und er verharrte die Nacht hindurch
im Gebet zu Gott.
13 Und als es Tag geworden, rief er seine Jünger
herzu und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte:
14 Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen
Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,
15 Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn
des Alphäus, und Simon, genannt Zelotes,
16 Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Ischariot,
der zum Verräter wurde.
17 Und er stieg mit ihnen hinab und stellte sich
auf einen ebenen Platz mit einer großen Schar seiner Jünger
und einer großen Menge Volkes aus ganz Judäa und von Jerusalem
und von der Meeresküste, von Tyrus und Zidon, die gekommen waren,
um ihn zu hören und geheilt zu werden von ihren Krankheiten;
18 und die, welche von unreinen Geistern geplagt
waren, wurden geheilt.
19 Und alles Volk suchte ihn anzurühren, denn
Kraft ging von ihm aus und heilte alle.
20 ¶ Und er hob seine Augen auf über seine
Jünger und sprach: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist
euer!
21 Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn
ihr sollt gesättigt werden! Selig seid ihr, die ihr jetzt weinet;
denn ihr werdet lachen!
22 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen,
und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen
als einen lasterhaften verwerfen um des Menschensohnes willen.
23 Freuet euch alsdann und hüpfet! Denn siehe,
euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben ihre Väter den
Propheten getan.
24 Aber wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren
Trost dahin!
25 Wehe euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr
werdet hungern! Wehe euch, die ihr jetzt lachet, denn ihr werdet trauern
und weinen!
26 Wehe euch, wenn alle Leute wohl von euch reden!
Ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten.
27 ¶ Euch aber, die ihr zuhöret, sage ich:
Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen;
28 segnet, die euch fluchen, und bittet für
die, welche euch beleidigen!
29 Dem, der dich auf den Backen schlägt, biete
auch den andern dar, und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch
den Rock nicht.
30 Gib jedem, der dich bittet, und von dem, der
dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.
31 Und wie ihr wollt, daß euch die Leute
tun sollen, tut auch ihr ihnen gleicherweise.
32 Und wenn ihr die liebet, die euch lieben, was
für eine Gnade habt ihr? Denn auch die Sünder lieben ihre Liebhaber.
33 Und wenn ihr euren Wohltätern Gutes tut,
was für eine Gnade habt ihr? Denn auch die Sünder tun dasselbe.
34 Und wenn ihr denen leihet, von welchen ihr wieder
zu empfangen hoffet, was für eine Gnade habt ihr? Denn auch die Sünder
leihen den Sündern, um das Gleiche wieder zu empfangen.
35 Vielmehr liebet eure Feinde und tut Gutes und
leihet, ohne etwas dafür zu erhoffen; so wird euer Lohn groß
sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig
gegen die Undankbaren und Bösen.
36 Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig
ist.
37 ¶ Und richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet;
verurteilet nicht, so werdet ihr nicht verurteilt; sprechet los, so werdet
ihr losgesprochen werden!
38 Gebet, so wird euch gegeben werden; ein gutes,
vollgedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß
wird man euch in den Schoß geben. Denn mit eben dem Maße, mit
welchem ihr messet, wird euch wieder gemessen werden.
39 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis: Kann auch
ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in die Grube
fallen?
40 Der Jünger ist nicht über dem Meister;
wenn er aber ganz vollendet ist, so wird er sein wie sein Meister.
41 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders
Auge, den Balken aber in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?
42 Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder,
halt, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist, während
du doch den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, ziehe zuerst
den Balken aus deinem Auge, und dann magst du sehen, wie du den Splitter
herausziehst, der in deines Bruders Auge ist!
43 Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte
Frucht bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Frucht bringt.
44 Denn jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt;
denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und vom Dornbusch liest man keine
Trauben.
45 Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze
seines Herzens das Gute hervor, und der böse Mensch bringt aus dem
bösen Schatze seines Herzens das Böse hervor. Denn wes das Herz
voll ist, des geht sein Mund über.
46 Was heißet ihr mich aber «Herr,
Herr» und tut nicht, was ich sage?
47 Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört
und sie tut, ich will euch zeigen, wem er gleich ist.
48 Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute
und dazu tief grub und den Grund auf den Felsen legte. Als nun eine Überschwemmung
entstand, da prallte der Strom an dieses Haus und vermochte es nicht zu
erschüttern, weil es gut gegründet war.
49 Wer aber hört und nicht tut, der ist einem
Menschen gleich, der ein Haus auf das Erdreich baute ohne Grund; und der
Strom prallte an dasselbe, und es brach sofort zusammen, und der Zusammenbruch
dieses Hauses war groß.
Lukas 7
1 ¶ Nachdem nun vor den Ohren des Volkes alle seine
Reden beendet hatte, ging er hinein nach Kapernaum.
2 Eines Hauptmanns Knecht aber, der jenem wert
war, lag krank und war am Sterben.
3 Da er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste
der Juden zu ihm 7mit der Bitte, er möge kommen und seinen Knecht
retten.
4 Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn angelegentlich
und sprachen: Er ist es wert, daß du ihm das erzeigst;
5 denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge
hat er uns erbaut.
6 Da ging Jesus mit ihnen hin. Und als er schon
nicht mehr fern von dem Hause war, schickte der Hauptmann Freunde zu ihm
und ließ ihm sagen: Herr, bemühe dich nicht; denn ich bin nicht
wert, daß du unter mein Dach kommst!
7 Darum hielt ich auch mich selbst nicht für
würdig, zu dir zu kommen; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein
Knecht gesund!
8 Denn auch ich bin ein Mensch, der einem Kommando
untersteht, und habe Kriegsknechte unter mir; und sage ich zu diesem: Geh
hin! so geht er; und zu einem andern: Komm her! so kommt er; und zu meinem
Knecht: Tue das! so tut er's.
9 Als Jesus das hörte, verwunderte er sich
über ihn und wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm nachfolgte:
Ich sage euch, selbst in Israel habe ich einen so großen Glauben
nicht gefunden!
10 Und als die Abgesandten in das Haus zurückkamen,
fanden sie den krank gewesenen Knecht gesund.
11 ¶ Und es begab sich am folgenden Tage, daß
er in eine Stadt namens Nain ging, und mit ihm zogen seine Jünger
und eine große Volksmenge.
12 Wie er sich aber dem Stadttore näherte,
siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter,
und sie war eine Witwe; und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.
13 Und als der Herr sie sah, erbarmte er sich ihrer
und sprach zu ihr: Weine nicht!
14 Und er trat hinzu und rührte den Sarg an;
die Träger aber standen still. Und er sprach: Jüngling, ich sage
dir, stehe auf!
15 Und der Tote setzte sich auf und fing an zu
reden; und er gab ihn seiner Mutter.
16 Da wurden sie alle von Furcht ergriffen und
priesen Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden,
und Gott hat sein Volk heimgesucht!
17 Und diese Rede von ihm verbreitete sich in ganz
Judäa und in die ganze Umgegend.
18 Und es berichteten dem Johannes seine Jünger
von dem allem. Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich,
19 ¶ sandte sie zu Jesus und ließ ihn fragen:
Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?
20 Als nun die Männer zu ihm kamen, sprachen
sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und läßt
dich fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen
andern warten?
21 Zu jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten
und Plagen und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Gesicht.
22 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet
hin und verkündiget dem Johannes, was ihr gesehen und gehört
habt: Blinde werden sehend, Lahme wandeln, Aussätzige werden rein,
Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird das Evangelium gepredigt,
23 und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert!
24 Und als die Boten des Johannes weggegangen waren,
fing er an zum Volke zu reden über Johannes: Was seid ihr in die Wüste
hinausgegangen, zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde bewegt wird?
25 Oder was seid ihr hinausgegangen, zu sehen?
Einen Menschen, mit weichen Kleidern angetan? Siehe, die in herrlicher
Kleidung und Üppigkeit leben, sind an den königlichen Höfen!
26 Oder was seid ihr hinausgegangen, zu sehen?
Einen Propheten? Ja, ich sage euch, einen, der noch mehr ist als ein Prophet.
27 Dieser ist's, von dem geschrieben steht: «Siehe,
ich sende meinen Boten vor deinem Angesichte her, der deinen Weg vor dir
bereiten soll.»
28 Denn ich sage euch: Unter denen, die von Frauen
geboren sind, ist keiner größer, als Johannes. Doch der Kleinste
im Reiche Gottes ist größer als er.
29 Und alles Volk, das ihn hörte, und die
Zöllner gaben Gott recht, indem sie sich taufen ließen mit der
Taufe des Johannes;
30 die Pharisäer aber und die Schriftgelehrten
verwarfen den Rat Gottes, sich selbst zum Schaden, und ließen sich
nicht von ihm taufen.
31 Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts
vergleichen? Und wem sind sie gleich?
32 Sie sind Kindern gleich, die am Markte sitzen
und einander zurufen und sprechen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr
habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht
geweint!
33 Denn Johannes der Täufer ist gekommen,
der aß kein Brot und trank keinen Wein; da sagt ihr: Er hat einen
Dämon!
34 Des Menschen Sohn ist gekommen, der ißt
und trinkt; da sagt ihr: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer,
der Zöllner und Sünder Freund!
35 Und doch ist die Weisheit von allen ihren Kindern
gerechtfertigt worden.
36 ¶ Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit
ihm zu essen. Und er ging in des Pharisäers Haus und setzte sich zu
Tische.
37 Und siehe, eine Frau war in der Stadt, eine
Sünderin; und als sie vernahm, daß er in dem Hause des Pharisäers
zu Tische wäre, brachte sie eine alabasterne Flasche voll Salbe
38 und trat hinten zu seinen Füßen,
weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen,
und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, küßte seine
Füße und salbte sie mit der Salbe.
39 Als aber der Pharisäer, der ihn geladen
hatte, das sah, sprach er bei sich selbst: Wenn dieser ein Prophet wäre,
so wüßte er doch, wer und was für eine Frau das ist, die
ihn anrührt, daß sie eine Sünderin ist!
40 Da antwortete Jesus und sprach zu ihm: Simon,
ich habe dir etwas zu sagen. Er sprach: Meister, sage an!
41 Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der
eine war fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig.
42 Da sie aber nichts hatten zu bezahlen, schenkte
er es beiden. Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?
43 Simon antwortete und sprach: Ich vermute der,
dem er am meisten geschenkt hat. Er sprach zu ihm: Du hast richtig geurteilt!
44 Und indem er sich zu der Frau wandte, sprach
er zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, du hast
mir kein Wasser für die Füße gegeben; sie aber hat meine
Füße mit Tränen benetzt und mit den Haaren ihres Hauptes
getrocknet.
45 Du hast mir keinen Kuß gegeben; sie aber
hat, seit sie hereingekommen ist, nicht aufgehört, meine Füße
zu küssen.
46 Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt,
sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt.
47 Darum, sage ich dir, ihre vielen Sünden
sind vergeben worden, denn sie hat viel Liebe erwiesen; wem aber wenig
vergeben wird, der liebt wenig.
48 Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden
vergeben!
49 Da fingen die Tischgenossen an, bei sich selbst
zu sagen: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt?
50 Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat
dich gerettet; gehe hin in Frieden!
Lukas 8
1 ¶ Und es begab sich hernach, daß er durch
Städte und Dörfer reiste, wobei er predigte und das Evangelium
vom Reiche Gottes verkündigte; und die Zwölf waren mit ihm
2 und etliche Frauen, die von bösen Geistern
und Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, von welcher
sieben Teufel ausgefahren waren,
3 und Johanna, das Weib Chusas, eines Verwalters
des Herodes, und Susanna und viele andere, welche ihnen dienten mit ihrer
Habe.
4 ¶ Als nun viel Volk zusammenkam und sie aus den
Städten zu ihm zogen, sprach er in einem Gleichnis:
5 Der Sämann ging aus, seinen Samen zu säen.
Und indem er säte, fiel etliches an den Weg und wurde zertreten, und
die Vögel des Himmels fraßen es auf.
6 Und anderes fiel auf den Felsen; und als es keimte,
verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.
7 Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und
die Dornen, die mit ihm aufwuchsen, erstickten es.
8 Und anderes fiel auf gutes Erdreich und wuchs
auf und brachte hundertfältige Frucht. Und als er das sagte, rief
er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
9 Da fragten ihn seine Jünger, was dieses
Gleichnis bedeute.
10 Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse
des Reiches Gottes zu erkennen, den andern aber in Gleichnissen, auf daß
sie sehen und doch nicht sehen, und hören und doch nicht verstehen.
11 Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist
das Wort Gottes.
12 Die am Wege sind die, welche es gehört
haben; darnach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihren Herzen weg,
damit sie nicht zum Glauben gelangen und gerettet werden.
13 Die aber auf dem Felsen sind die, welche das
Wort, wenn sie es hören, mit Freuden aufnehmen; aber sie haben keine
Wurzel, sie glauben nur eine Zeitlang, und zur Zeit der Anfechtung fallen
sie ab.
14 Was aber unter die Dornen fiel, das sind die,
welche es gehört haben; aber sie gehen hin und werden von Sorgen und
Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt und bringen die Frucht
nicht zur Reife.
15 Das in dem guten Erdreich aber sind die, welche
das Wort, das sie gehört haben, in einem feinen und guten Herzen behalten
und Frucht bringen in Geduld.
16 Niemand aber, der ein Licht anzündet, bedeckt
es mit einem Gefäß, oder stellt es unter ein Bett, sondern er
setzt es auf einen Leuchter, damit, wer hereinkommt, das Licht sehe.
17 Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar
werden wird, und nichts ist geheim, das nicht kundwerden und an den Tag
kommen wird.
18 So sehet nun darauf, wie ihr hört! Denn
wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, von dem wird auch das
genommen werden, was er zu haben meint.
19 Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder
zu ihm, und sie konnten wegen der Volksmenge nicht zu ihm gelangen.
20 Es wurde ihm aber gemeldet: Deine Mutter und
deine Brüder stehen draußen und begehren dich zu sehen!
21 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine
Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören
und tun!
22 ¶ Und es begab sich an einem der Tage, daß
er und seine Jünger in ein Schiff traten; und er sprach zu ihnen:
Laßt uns ans andere Ufer des Sees fahren!
23 Und sie fuhren ab. Auf der Fahrt aber schlief
er ein. Und es fiel ein Sturmwind auf den See, und das Schiff füllte
sich, und sie liefen Gefahr.
24 Da traten sie hinzu, weckten ihn auf und sprachen:
Meister, Meister, wir kommen um! Er aber stand auf und bedrohte den Wind
und die Wasserwogen; und sie legten sich, und es wurde still.
25 Da sprach er zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie
aber fürchteten und verwunderten sich und sprachen zueinander: Wer
ist doch der, daß er auch den Winden gebietet und dem Wasser und
sie ihm gehorsam sind?
26 Und sie fuhren zum Land der Gerasener, welches
Galiläa gegenüber liegt.
27 Und als er ans Land gestiegen war, kam ihm aus
der Stadt ein Besessener entgegen, der seit langer Zeit kein Kleid mehr
trug, auch in keinem Hause blieb, sondern in den Gräbern.
28 Als er aber Jesus sah, schrie er, warf sich
vor ihm nieder und sprach mit lauter Stimme: Was habe ich mit dir zu schaffen,
Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich, peinige mich
nicht!
29 Denn Jesus hatte dem unreinen Geiste geboten,
von dem Menschen auszufahren; denn er hatte ihn schon lange Zeit in seiner
Gewalt, und man hatte ihn mit Ketten gebunden und mit Fußfesseln
verwahrt. Aber er zerriß die Bande und wurde vom Dämon in die
Wüste getrieben.
30 Jesus aber fragte ihn: Wie heißest du?
Er sprach: Legion! Denn viele Dämonen waren in ihn gefahren.
31 Und sie baten ihn, er möge ihnen nicht
befehlen, in den Abgrund zu fahren.
32 Es war aber daselbst eine große Schweineherde
an dem Berg zur Weide, und sie baten ihn, daß er ihnen erlaube, in
jene zu fahren. Und er erlaubte es ihnen.
33 Da fuhren die Dämonen von dem Menschen
aus und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang
hinunter in den See und ertrank.
34 Als aber die Hirten sahen, was geschehen war,
flohen sie und verkündigten es in der Stadt und auf dem Lande.
35 Da gingen sie hinaus zu sehen, was geschehen
war, und kamen zu Jesus und fanden den Menschen, von welchem die Dämonen
ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig zu den Füßen
Jesu sitzen, und sie fürchteten sich.
36 Die aber, welche es gesehen hatten, erzählten
ihnen, wie dem Besessenen geholfen worden war.
37 Da bat ihn die ganze Bevölkerung der umliegenden
Landschaft der Gerasener, von ihnen wegzugehen; denn große Furcht
hatte sie ergriffen. Er aber trat in das Schiff und kehrte zurück.
38 Der Mann aber, von welchem die Dämonen
ausgefahren waren, bat ihn, daß er bei ihm bleiben dürfe. Aber
Jesus entließ ihn und sprach:
39 Kehre zurück in dein Haus und erzähle,
was Gott dir Großes getan hat! Und er ging und verkündigte in
der ganzen Stadt, was Jesus ihm Großes getan habe.
40 ¶ Als aber Jesus zurückkam, empfing ihn
das Volk; denn sie warteten alle auf ihn.
41 Und siehe, es kam ein Mann, namens Jairus, der
war ein Oberster der Synagoge; und er warf sich Jesus zu Füßen
und bat ihn, in sein Haus zu kommen.
42 Denn er hatte eine einzige Tochter von etwa
zwölf Jahren, und diese lag im Sterben. Als er aber hinging, drängte
ihn die Volksmenge.
43 Und eine Frau, die seit zwölf Jahren den
Blutfluß gehabt und all ihr Gut an die Ärzte gewandt hatte,
aber von keinem geheilt werden konnte,
44 trat von hinten herzu und rührte den Saum
seines Kleides an; und auf der Stelle kam ihr Blutfluß zum Stehen.
45 Und Jesus fragte: Wer hat mich angerührt?
Da nun alle leugneten, sprachen Petrus und die mit ihm waren: Meister,
das Volk drückt und drängt dich.
46 Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt;
denn ich spürte, wie eine Kraft von mir ausging!
47 Als nun die Frau sah, daß sie nicht unbemerkt
geblieben war, kam sie zitternd, fiel vor ihm nieder und erzählte
ihm vor dem ganzen Volke, aus welchem Grunde sie ihn angerührt habe
und wie sie auf der Stelle gesund geworden sei.
48 Er aber sprach zu ihr: Tochter, dein Glaube
hat dich gerettet; gehe hin in Frieden!
49 Da er noch redete, kam jemand vom Synagogenvorsteher
und sprach zu ihm: Deine Tochter ist gestorben; bemühe den Meister
nicht mehr!
50 Da es aber Jesus hörte, antwortete er ihm
und sprach: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gerettet werden!
51 Und als er in das Haus kam, ließ er niemand
mit sich hineingehen als Petrus und Jakobus und Johannes und den Vater
des Kindes und die Mutter.
52 Sie weinten aber alle und beklagten sie. Er
aber sprach: Weinet nicht! Sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft.
53 Und sie verlachten ihn, weil sie wußten,
daß sie gestorben war.
54 Er aber ergriff ihre Hand und rief: Kind, steh
auf!
55 Und ihr Geist kehrte wieder, und sie stand augenblicklich
auf; und er befahl, ihr zu essen zu geben.
56 Und ihre Eltern gerieten außer sich; er
aber gebot ihnen, niemand zu sagen, was geschehen war.
Lukas 9
1 ¶ Er rief aber die Zwölf zusammen und gab
ihnen Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und um Krankheiten
zu heilen;
2 und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu predigen,
und zu heilen.
3 Und er sprach zu ihnen: Nehmet nichts auf den
Weg, weder Stab noch Tasche, noch Brot noch Geld; auch soll einer nicht
zwei Anzüge haben.
4 Und wo ihr in ein Haus eintretet, da bleibet,
und von da ziehet weiter.
5 Und wo man euch nicht aufnehmen wird, da gehet
fort aus jener Stadt und schüttelt auch den Staub von euren Füßen,
zum Zeugnis wider sie.
6 Und sie gingen aus und durchzogen die Dörfer,
predigten das Evangelium und heilten allenthalben.
7 Es hörte aber der Vierfürst Herodes
alles, was geschah; und er geriet in Verlegenheit, weil von etlichen gesagt
wurde, Johannes sei von den Toten auferstanden,
8 von etlichen aber, Elia sei erschienen, und von
andern, einer der alten Propheten sei auferstanden.
9 Herodes aber sprach: Johannes habe ich enthauptet;
wer ist aber der, von welchem ich solches höre? Und er verlangte,
ihn zu sehen.
10 ¶ Und die Apostel kehrten zurück und erzählten
ihm alles, was sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich und zog sich zurück
an einen einsamen Ort bei der Stadt, die Bethsaida heißt.
11 Als aber das Volk es erfuhr, folgten sie ihm
nach; und er nahm sie auf und redete zu ihnen vom Reiche Gottes, und die
der Heilung bedurften, machte er gesund.
12 Aber der Tag fing an, sich zu neigen; und die
Zwölf traten herzu und sprachen zu ihm: Entlaß das Volk, damit
sie in die umliegenden Dörfer und Höfe gehen und einkehren und
Speise finden; denn hier sind wir an einem öden Ort.
13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen!
Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische;
oder sollen wir hingehen und für dieses ganze Volk Speise kaufen?
14 Denn es waren etwa fünftausend Männer.
Er sprach aber zu seinen Jüngern: Machet, daß sie sich gruppenweise
setzen, je fünfzig und fünfzig.
15 Und sie taten so und ließen alle sich
setzen.
16 Und er nahm die fünf Brote und die zwei
Fische, blickte zum Himmel auf und segnete sie, brach und gab sie den Jüngern,
damit sie sie dem Volke vorlegten.
17 Und sie aßen und wurden alle satt; und
es wurde aufgehoben, was ihnen von den Stücken übrigblieb, zwölf
Körbe voll.
18 ¶ Und es begab sich, als er in der Einsamkeit
betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie und sprach: Für
wen halten mich die Leute?
19 Sie antworteten und sprachen: Für Johannes
den Täufer; andere für Elia; andere aber sagen, einer der alten
Propheten sei auferstanden.
20 Da sprach er zu ihnen: Ihr aber, für wen
haltet ihr mich? Da antwortete Petrus und sprach: Für den Gesalbten
Gottes!
21 Er aber gebot ihnen ernstlich, solches niemand
zu sagen,
22 indem er sprach: Des Menschen Sohn muß
viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern
und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.
23 Er sprach aber zu allen: Will jemand mir nachkommen,
so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich
und folge mir nach.
24 Denn wer seine Seele retten will, der wird sie
verlieren; wer aber seine Seele verliert um meinetwillen, der wird sie
retten.
25 Denn was nützt es dem Menschen, wenn er
die ganze Welt gewinnt, aber sich selbst verliert oder schädigt?
26 Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt,
dessen wird sich auch des Menschen Sohn schämen, wenn er kommen wird
in seiner und des Vaters und der heiligen Engel Herrlichkeit.
27 Ich sage euch aber in Wahrheit, es sind etliche
unter denen, die hier stehen, welche den Tod nicht schmecken werden, bis
sie das Reich Gottes sehen.
28 ¶ Es begab sich aber ungefähr acht Tage
nach dieser Rede, daß er Petrus und Johannes und Jakobus zu sich
nahm und auf den Berg stieg, um zu beten.
29 Und während er betete, wurde das Aussehen
seines Angesichts anders und sein Kleid strahlend weiß.
30 Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm,
das waren Mose und Elia;
31 die erschienen in Herrlichkeit und redeten von
seinem Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte.
32 Petrus aber und seine Gefährten waren vom
Schlaf übermannt. Als sie aber erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit
und die zwei Männer, die bei ihm standen.
33 Und es begab sich, als diese von ihm schieden,
sprach Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, daß wir hier sind; und
wir wollen drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine.
Und er wußte nicht, was er sagte.
34 Während er aber solches redete, kam eine
Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie
in die Wolke hineinkamen.
35 Und eine Stimme erscholl aus der Wolke, die
sprach: Dies ist mein lieber Sohn; auf den sollt ihr hören!
36 Und während die Stimme erscholl, fand es
sich, daß Jesus allein war. Und sie schwiegen und sagten in jenen
Tagen niemand etwas von dem, was sie gesehen hatten.
37 ¶ Es begab sich aber am folgenden Tage, als sie
den Berg hinunterstiegen, kam ihm viel Volk entgegen.
38 Und siehe, ein Mann aus dem Volke rief und sprach:
Meister, ich bitte dich, sieh doch meinen Sohn an, denn er ist mein einziger!
39 Und siehe, ein Geist ergreift ihn, und plötzlich
schreit er, und er reißt ihn hin und her, daß er schäumt,
und will kaum von ihm weichen, ohne ihn gänzlich aufzureiben.
40 Und ich habe deine Jünger gebeten, daß
sie ihn austreiben möchten, aber sie vermochten es nicht.
41 Da antwortete Jesus und sprach: O du ungläubiges
und verkehrtes Geschlecht! Wie lange soll ich bei euch sein und euch ertragen?
Bringe deinen Sohn hierher!
42 Und noch während er hinzuging, riß
und zerrte ihn der Dämon. Aber Jesus bedrohte den unreinen Geist und
machte den Knaben gesund und gab ihn seinem Vater wieder.
43 ¶ Es erstaunten aber alle über die große
Macht Gottes. Da sich nun alle verwunderten über alles, was er tat,
sprach er zu seinen Jüngern:
44 Fasset ihr diese Worte zu Ohren: Des Menschen
Sohn wird in der Menschen Hände überliefert werden.
45 Sie aber verstanden das Wort nicht, und es war
vor ihnen verborgen, so daß sie es nicht begriffen; und sie fürchteten
sich, ihn wegen dieses Wortes zu fragen.
46 Es schlich sich aber der Gedanke bei ihnen ein,
wer wohl der Größte unter ihnen sei.
47 Da nun Jesus ihres Herzens Gedanken merkte,
nahm er ein Kind, stellte es neben sich und sprach zu ihnen:
48 Wer dieses Kind aufnimmt in meinem Namen, der
nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt
hat. Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß!
49 Johannes aber antwortete und sprach: Meister,
wir sahen jemand, der in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir wehrten
es ihm, weil er dir nicht mit uns nachfolgt.
50 Jesus aber sprach: Wehret ihm nicht! Denn wer
nicht wider uns ist, der ist für uns.
51 ¶ Es begab sich aber, als sich die Tage seines
Heimgangs erfüllten und er sein Angesicht nach Jerusalem richtete,
um dorthin zu reisen,
52 sandte er Boten vor sich her. Diese kamen auf
ihrer Reise in ein Samariterdorf und wollten ihm die Herberge bereiten.
53 Aber man nahm ihn nicht auf, weil Jerusalem
sein Reiseziel war.
54 Als aber das seine Jünger Jakobus und Johannes
sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, daß Feuer
vom Himmel herabfalle und sie verzehre, wie auch Elia getan hat!
55 Er aber wandte sich und bedrohte sie und sprach:
Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid?
56 Denn des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der
Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erretten. Und sie zogen in ein
anderes Dorf.
57 ¶ Als sie aber ihre Reise fortsetzten, sprach
einer auf dem Wege zu ihm: Herr, ich will dir nachfolgen, wohin du auch
gehst!
58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben
Gruben, und die Vögel des Himmels haben Nester; aber des Menschen
Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlegen kann.
59 Er sagte aber zu einem andern: Folge mir nach!
Der sprach: Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben.
60 Jesus aber sprach zu ihm: Laß die Toten
ihre Toten begraben; du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes!
61 Es sprach aber auch ein anderer: Herr, ich will
dir nachfolgen, zuvor aber erlaube mir, von denen, die in meinem Hause
sind, Abschied zu nehmen.
62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an
den Pflug legt und zurückblickt, ist nicht geschickt zum Reiche Gottes!
Lukas 10
1 ¶ Darnach aber bezeichnete der Herr noch siebzig
andere und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte
und Orte, wohin er selbst kommen wollte.
2 Und er sprach zu ihnen: Die Ernte ist groß,
aber der Arbeiter sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß
er Arbeiter in seine Ernte sende!
3 Gehet hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer
mitten unter die Wölfe.
4 Traget weder Beutel noch Tasche noch Schuhe und
grüßet niemand auf dem Wege.
5 Wo ihr aber in ein Haus hineingehet, da sprechet
zuerst: Friede diesem Hause!
6 Und wenn dort ein Kind des Friedens ist, so wird
euer Friede auf ihm ruhen, wenn aber nicht, so wird er zu euch zurückkehren.
7 In demselben Hause aber bleibet und esset und
trinket, was sie haben; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Gehet
nicht aus einem Haus ins andere.
8 Und wo ihr in eine Stadt kommt, und sie euch
aufnehmen, da esset, was euch vorgesetzt wird;
9 und heilet die Kranken, die daselbst sind, und
saget zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen!
10 Wo ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch
nicht aufnehmen, da gehet auf ihre Gassen hinaus und sprechet:
11 Auch den Staub, der sich von eurer Stadt an
unsre Füße gehängt hat, wischen wir ab wider euch; doch
sollt ihr wissen, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist!
12 Ich sage euch, es wird Sodom an jenem Tage erträglicher
gehen als dieser Stadt.
13 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn
wenn zu Tyrus und Zidon die Taten geschehen wären, die bei euch geschehen
sind, so hätten sie vorlängst im Sack und in der Asche sitzend
Buße getan.
14 Doch es wird Tyrus und Zidon erträglicher
gehen im Gerichte als euch.
15 Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhoben
worden, du wirst bis zur Hölle hinabgeworfen werden!
16 Wer euch hört, der hört mich, und
wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft
den, der mich gesandt hat.
17 ¶ Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück
und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen!
18 Da sprach er zu ihnen: Ich sah den Satan wie
einen Blitz vom Himmel fallen.
19 Siehe, ich habe euch Vollmacht verliehen, auf
Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes;
und nichts wird euch beschädigen.
20 Doch nicht darüber freuet euch, daß
euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen
im Himmel eingeschrieben sind!
21 Zu derselben Stunde frohlockte Jesus im heiligen
Geiste und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,
daß du solches den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen
geoffenbart hast. Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor
dir.
22 Alles ist mir von meinem Vater übergeben
worden; und niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und
wer der Vater ist, weiß niemand als nur der Sohn und wem der Sohn
es offenbaren will.
23 Und er wandte sich zu seinen Jüngern besonders
und sprach: Selig sind die Augen, die sehen, was ihr sehet!
24 Denn ich sage euch, viele Propheten und Könige
wünschten zu sehen, was ihr sehet, und haben es nicht gesehen, und
zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
25 ¶ Und siehe, ein Schriftgelehrter trat auf, versuchte
ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu ererben?
26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetze
geschrieben? Wie liesest du?
27 Er antwortete und sprach: «Du sollst den
Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele
und mit deinem ganzen Vermögen und mit deinem ganzen Gemüte,
und deinen Nächsten wie dich selbst!»
28 Er sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet;
tue das, so wirst du leben!
29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und
sprach zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
30 Da erwiderte Jesus und sprach: Es ging ein Mensch
von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter die Räuber; die zogen
ihn aus und schlugen ihn und liefen davon und ließen ihn halbtot
liegen.
31 Es traf sich aber, daß ein Priester dieselbe
Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er auf der andern Seite
vorüber.
32 Desgleichen auch ein Levit, der zu der Stelle
kam und ihn sah, ging auf der andern Seite vorüber.
33 Ein Samariter aber kam auf seiner Reise dahin,
und als er ihn sah, hatte er Erbarmen
34 und ging zu ihm hin, verband ihm die Wunden
und goß Öl und Wein darauf, hob ihn auf sein eigenes Tier, führte
ihn in eine Herberge und pflegte ihn.
35 Und am andern Tage gab er dem Wirt zwei Denare
und sprach: Verpflege ihn! Und was du mehr aufwendest, will ich dir bezahlen,
wenn ich wiederkomme.
36 Welcher von diesen Dreien dünkt dich nun
der Nächste gewesen zu sein dem, der unter die Räuber gefallen
war?
37 Er sprach: Der, welcher die Barmherzigkeit an
ihm tat! Da sprach Jesus zu ihm: So gehe du hin und tue desgleichen!
38 ¶ Als sie aber weiterreisten, kam er in ein Dorf;
ein Weib aber namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus.
39 Und diese hatte eine Schwester, welche Maria
hieß, die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seiner
Rede zu.
40 Martha aber machte sich viel zu schaffen mit
der Bedienung. Und sie trat herzu und sprach: Herr, kümmerst du dich
nicht darum, daß mich meine Schwester allein dienen läßt?
Sage ihr doch, daß sie mir helfe!
41 Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr:
Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles;
42 eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt;
das soll nicht von ihr genommen werden!
Lukas 11
1 ¶ Und es begab sich, daß er an einem Ort
betete; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm:
Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte!
2 Da sprach er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprechet:
Vater, geheiligt werde dein Name! Es komme dein Reich!
3 Gib uns täglich unser nötiges Brot!
4 Und vergib uns unsre Sünden, denn auch wir
vergeben jedem, der uns schuldig ist! Und führe uns nicht in Versuchung!
5 Und er sprach zu ihnen: Welcher unter euch hätte
einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Freund,
leihe mir drei Brote;
6 denn mein Freund ist von der Reise zu mir gekommen,
und ich habe ihm nichts vorzusetzen;
7 und jener würde von innen antworten und
sagen: Mache mir keine Mühe! Die Türe ist schon verschlossen,
und meine Kinder sind bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir
geben!
8 Ich sage euch: Wenn er auch nicht deswegen aufstehen
und ihm geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er doch um seiner
Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf.
9 Und ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben
werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan
werden!
10 Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer
sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan werden.
11 Welcher Vater unter euch wird seinem Sohn einen
Stein geben, wenn er ihn um Brot bittet? Oder wenn er ihn um einen Fisch
bittet, gibt er ihm statt des Fisches eine Schlange?
12 Oder wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm einen
Skorpion geben?
13 So nun ihr, die ihr arg seid, euren Kindern
gute Gaben zu geben versteht, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den
heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!
14 ¶ Und er trieb einen Dämon aus, der stumm
war. Es begab sich aber, nachdem der Dämon ausgefahren war, redete
der Stumme. Und das Volk verwunderte sich.
15 Etliche aber von ihnen sprachen: Durch Beelzebul,
den Obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.
16 Andere aber versuchten ihn und verlangten von
ihm ein Zeichen aus dem Himmel.
17 Er aber, da er ihre Gedanken wußte, sprach
zu ihnen: Ein jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet,
und ein Haus, das wider sich selbst ist, fällt.
18 Wenn aber auch der Satan mit sich selbst uneins
ist, wie kann sein Reich bestehen? Ihr saget ja, ich treibe die Dämonen
durch Beelzebul aus.
19 Wenn ich aber die Dämonen durch Beelzebul
austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie
selbst eure Richter sein.
20 Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger
Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen!
21 Wenn ein Starker bewaffnet seinen Hof bewacht,
so bleibt sein Besitztum in Frieden.
22 Wenn aber ein Stärkerer als er über
ihn kommt und ihn überwindet, so nimmt er ihm seine Waffenrüstung,
darauf er sich verließ, und verteilt seine Beute.
23 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und
wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.
24 Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren
ist, so durchzieht er wasserlose Stätten und sucht Ruhe. Und da er
sie nicht findet, spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren,
aus dem ich weggegangen bin.
25 Und wenn er kommt, findet er es gesäubert
und geschmückt.
26 Alsdann geht er hin und nimmt sieben andere
Geister mit, die schlimmer sind als er selbst, und sie ziehen ein und wohnen
daselbst, und es wird der letzte Zustand dieses Menschen ärger als
der erste.
27 ¶ Es begab sich aber, als er solches redete,
erhob eine Frau aus dem Volk die Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der
Leib, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen hast!
28 Er aber sprach: Ja vielmehr, selig sind, die
Gottes Wort hören und bewahren!
29 ¶ Als aber die Volksmenge sich herzudrängte,
fing er an zu sagen: Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht! Es
fordert ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das
Zeichen des Propheten Jona.
30 Denn gleichwie Jona den Niniviten ein Zeichen
war, so wird es auch des Menschen Sohn diesem Geschlechte sein.
31 Die Königin von Mittag wird im Gericht
wider die Männer dieses Geschlechts auftreten und sie verurteilen;
denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören, und
siehe, hier ist mehr als Salomo!
32 Die Männer von Ninive werden im Gerichte
wider dieses Geschlecht auftreten und werden es verurteilen; denn sie taten
Buße auf Jonas Predigt hin; und siehe, hier ist mehr denn Jona!
33 Niemand zündet ein Licht an und setzt es
an einen verborgenen Ort, auch nicht unter den Scheffel, sondern auf den
Leuchter, damit die Hereinkommenden das Licht sehen.
34 Dein Auge ist des Leibes Leuchte. Wenn nun dein
Auge lauter ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse
ist, so ist auch dein Leib finster.
35 So siehe nun zu, daß das Licht in dir
nicht Finsternis sei!
36 Wenn nun dein ganzer Leib licht ist, so daß
er keinen finstern Teil mehr hat, so wird er ganz hell sein, wie wenn das
Licht mit seinem Strahl dich erleuchtet.
37 ¶ Und während er redete, bat ihn ein Pharisäer,
bei ihm zu Mittag zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tische.
38 Der Pharisäer aber verwunderte sich, als
er sah, daß er sich vor dem Mittagsmahl nicht gewaschen hatte.
39 Da sprach der Herr zu ihm: Nun, ihr Pharisäer,
ihr reinigt die Außenseite des Bechers und der Schüssel, euer
Inneres aber ist voll Raub und Bosheit.
40 Ihr Toren! Hat nicht, der das Äußere
schuf, auch das Innere gemacht?
41 Gebt nur von dem Inhalt Almosen, siehe, so ist
euch alles rein!
42 Aber wehe euch Pharisäern, daß ihr
die Münze und die Raute und alles Gemüse verzehntet und das Recht
und die Liebe Gottes umgehet! Dieses sollte man tun und jenes nicht lassen.
43 Wehe euch Pharisäern, daß ihr den
Vorsitz in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten
liebet!
44 Wehe euch, daß ihr wie die verborgenen
Gräber seid, über welche die Leute dahingehen, ohne es zu wissen!
45 Da antwortete einer der Schriftgelehrten und
sprach zu ihm: Meister, mit diesen Worten schmähst du auch uns!
46 Er aber sprach: Und wehe auch euch Schriftgelehrten;
denn ihr ladet den Menschen unerträgliche Bürden auf, und ihr
selbst rühret die Bürden nicht mit einem Finger an.
47 Wehe euch, daß ihr die Grabmäler
der Propheten bauet! Eure Väter aber haben sie getötet.
48 So bestätiget ihr also die Taten eurer
Väter und habt Wohlgefallen daran; denn jene haben sie getötet,
ihr aber bauet ihre Grabmäler.
49 Darum hat auch die Weisheit Gottes gesprochen:
Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden etliche
von ihnen töten und verfolgen;
50 auf daß von diesem Geschlecht das Blut
aller Propheten gefordert werde, welches seit Erschaffung der Welt vergossen
worden ist,
51 vom Blute Abels an bis auf das Blut Zacharias,
welcher zwischen dem Altar und dem Tempel umkam. Ja, ich sage euch, es
wird von diesem Geschlecht gefordert werden!
52 Wehe euch Schriftgelehrten, daß ihr den
Schlüssel der Erkenntnis weggenommen habt! Ihr selbst seid nicht hineingegangen,
und die, welche hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert!
53 Und als er von dort herauskam, fingen die Schriftgelehrten
und Pharisäer an, ihm hart zuzusetzen und ihn über vieles auszufragen,
54 wobei sie ihm auflauerten, um etwas aus seinem
Munde zu erhaschen.
Lukas 12
1 ¶ Als sich inzwischen das Volk zu Zehntausenden
gesammelt hatte, so daß sie einander traten, fing er an, zu seinen
Jüngern zu sagen: Zuerst hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer,
das heißt, vor der Heuchelei!
2 Nichts aber ist verdeckt, das nicht aufgedeckt
werden wird, und nichts verborgen, das nicht bekannt werden wird.
3 Darum wird man alles, was ihr im Finstern redet,
am hellen Tage hören, und was ihr in den Kammern ins Ohr saget, wird
auf den Dächern gepredigt werden.
4 Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet
euch nicht vor denen, die den Leib töten und nachher nichts weiteres
tun können.
5 Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten
sollt: Fürchtet den, welcher, nachdem er getötet, auch Macht
hat, in die Hölle zu werfen! Ja, ich sage euch, den fürchtet!
6 Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei
Pfennige? Und nicht ein einziger von ihnen ist vor Gott vergessen.
7 Aber auch die Haare eures Hauptes sind alle gezählt.
Darum fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge.
8 Ich sage euch aber: Ein jeglicher, der sich zu
mir bekennen wird vor den Menschen, zu dem wird sich auch des Menschen
Sohn bekennen vor den Engeln Gottes;
9 wer mich aber verleugnet hat vor den Menschen,
der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes.
10 Und einem jeglichen, der ein Wort gegen den
Menschensohn reden wird, dem wird vergeben werden; wer aber gegen den heiligen
Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden.
11 Wenn sie euch aber vor die Synagogen und vor
die Fürsten und Obrigkeiten führen, so sorget nicht, wie oder
womit ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt;
12 denn der heilige Geist wird euch in derselben
Stunde lehren, was ihr sagen sollt.
13 ¶ Es sprach aber einer aus dem Volke zu ihm:
Meister, sage meinem Bruder, daß er das Erbe mit mir teile!
14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich
zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?
15 Er sagte aber zu ihnen: Sehet zu und hütet
euch vor jeglicher Habsucht! Denn niemandes Leben hängt von dem Überfluß
ab, den er an Gütern hat.
16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach:
Eines reichen Mannes Feld hatte viel Frucht getragen.
17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was
soll ich tun, da ich keinen Platz habe, wo ich meine Früchte aufspeichern
kann?
18 Und er sprach: Das will ich tun, ich will meine
Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin alles, was
mir gewachsen ist, und meine Güter aufspeichern
19 und will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast
einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink
und sei guten Muts!
20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! In dieser
Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird gehören,
was du bereitet hast?
21 So geht es dem, der für sich selbst Schätze
sammelt und nicht reich ist für Gott.
22 ¶ Und er sprach zu seinen Jüngern: Darum
sage ich euch, sorget euch nicht um euer Leben, was ihr essen, noch für
den Leib, was ihr anziehen werdet.
23 Das Leben ist mehr als die Speise und der Leib
mehr als die Kleidung.
24 Betrachtet die Raben! Sie säen nicht und
ernten nicht, sie haben weder Speicher noch Scheunen, und Gott nährt
sie doch. Wieviel mehr seid ihr wert als die Vögel!
25 Wer aber von euch kann mit seinem Sorgen seiner
Länge eine Elle hinzusetzen?
26 Wenn ihr nun das Geringste nicht vermöget,
was sorget ihr euch um das übrige?
27 Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen! Sie
spinnen nicht und weben nicht; ich sage euch aber, daß auch Salomo
in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen!
28 Wenn aber Gott das Gras auf dem Felde, das heute
steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch,
ihr Kleingläubigen!
29 Fraget auch ihr nicht darnach, was ihr essen
oder was ihr trinken sollt und reget euch nicht auf!
30 Denn nach dem allem trachten die Heiden der
Welt; euer Vater aber weiß, daß ihr dessen bedürfet.
31 Trachtet vielmehr nach seinem Reiche, so wird
euch solches hinzugelegt werden.
32 Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn
es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben!
33 Verkaufet eure Habe und gebet Almosen! Machet
euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nicht ausgeht, im Himmel,
wo kein Dieb hinkommt und keine Motte ihr Zerstörungswerk treibt.
34 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz
sein.
35 Es sollen eure Lenden umgürtet sein und
eure Lichter brennend;
36 und seid gleich den Menschen, die ihren Herrn
erwarten, wenn er von der Hochzeit aufbrechen wird, damit, wenn er kommt
und anklopft, sie ihm alsbald auftun.
37 Selig sind diese Knechte, welche der Herr, wenn
er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch, er wird sich schürzen
und sie zu Tische führen und hinzutreten und sie bedienen.
38 Und wenn er in der zweiten oder in der dritten
Nachtwache kommt und sie so findet, selig sind diese Knechte!
39 Das aber merket: Wenn der Hausvater wüßte,
zu welcher Stunde der Dieb käme, so würde er wachen und nicht
in sein Haus einbrechen lassen.
40 Darum seid auch ihr bereit! Denn des Menschen
Sohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meinet.
41 ¶ Da sprach Petrus zu ihm: Herr, sagst du dieses
Gleichnis für uns oder auch für alle?
42 Der Herr aber sprach: Wer ist wohl der treue
und kluge Haushalter, den der Herr über sein Gesinde setzen wird,
damit er ihnen zur rechten Zeit die verordnete Speise gebe?
43 Selig ist jener Knecht, welchen sein Herr, wenn
er kommt, bei solchem Tun finden wird.
44 Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über
alle seine Güter setzen.
45 Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen spricht:
Mein Herr säumt zu kommen! und anfängt, die Knechte und die Mägde
zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich zu berauschen,
46 so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tage
kommen, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht weiß;
und wird ihn entzweihauen und ihm sein Teil mit den Ungläubigen geben.
47 Der Knecht aber, der seines Herrn Willen kannte
und sich nicht bereit hielt, auch nicht nach seinem Willen tat, wird viele
Streiche erleiden müssen;
48 wer ihn aber nicht kannte und doch tat, was
der Streiche wert ist, der wird wenig leiden müssen. Denn welchem
viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut
ist, von dem wird man desto mehr fordern.
49 Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu schleudern,
und wie wollte ich, es wäre schon entzündet!
50 Aber ich habe eine Taufe zu bestehen, und wie
drängt es mich, bis sie vollbracht ist!
51 Meinet ihr, daß ich gekommen sei, Frieden
zu spenden auf Erden? Nein, ich sage euch, sondern eher Zwietracht.
52 Denn von nun an werden fünf in einem Hause
entzweit sein, drei wider zwei und zwei wider drei,
53 der Vater wider den Sohn und der Sohn wider
den Vater, die Mutter wider die Tochter und die Tochter wider die Mutter,
die Schwiegermutter wider ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter
wider ihre Schwiegermutter.
54 ¶ Er sprach aber auch zu dem Volke: Wenn ihr
eine Wolke aufsteigen sehet vom Westen her, so saget ihr sofort: Es gibt
Regen! Und es geschieht.
55 Und wenn der Südwind weht, so saget ihr:
Es wird heiß! Und es geschieht.
56 Ihr Heuchler, das Aussehen der Erde und des
Himmels könnt ihr beurteilen; wie kommt es aber, daß ihr diese
Zeit nicht zu prüfen versteht?
57 Warum entscheidet ihr aber nicht von euch selbst
aus, was recht ist?
58 Denn wenn du mit deinem Widersacher zur Obrigkeit
gehst, so gib dir auf dem Wege Mühe, seiner loszuwerden, damit er
dich nicht vor den Richter schleppe und der Richter dich dem Schergen überantworte
und der Scherge dich ins Gefängnis werfe.
59 Ich sage dir, du wirst von dannen nicht herauskommen,
bis du auch den letzten Heller bezahlt hast!
Lukas 13
1 ¶ Es kamen aber zur selben Zeit etliche herbei,
die ihm von den Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit ihren
Opfern vermischt hatte.
2 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Meinet
ihr, daß diese Galiläer mehr als alle andern Galiläer Sünder
gewesen seien, weil sie solches erlitten haben?
3 Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr nicht Buße
tut, werdet ihr alle auch so umkommen.
4 Oder jene achtzehn, auf welche der Turm in Siloa
fiel und sie erschlug, meinet ihr, daß sie schuldiger gewesen seien
als alle andern Leute, die zu Jerusalem wohnen?
5 Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr nicht Buße
tut, so werdet ihr alle auch so umkommen!
6 ¶ Er sagte aber dieses Gleichnis: Es hatte jemand
einen Feigenbaum, der war in seinem Weinberg gepflanzt; und er kam und
suchte Frucht darauf und fand keine.
7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe,
ich komme nun schon drei Jahre und suche Frucht an diesem Feigenbaum und
finde keine. Haue ihn ab! Was hindert er das Land?
8 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß
ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn gegraben und Dünger gelegt habe.
9 Vielleicht bringt er noch Frucht; wenn nicht,
so haue ihn darnach ab!
10 ¶ Er lehrte aber in einer der Synagogen am Sabbat.
11 Und siehe, da war eine Frau, die seit achtzehn
Jahren einen Geist der Krankheit hatte, und sie war verkrümmt und
konnte sich gar nicht aufrichten.
12 Als nun Jesus sie sah, rief er sie zu sich und
sprach zu ihr: Weib, du bist erlöst von deiner Krankheit!
13 Und er legte ihr die Hände auf, und sie
wurde sogleich gerade und pries Gott.
14 Da ward der Synagogenvorsteher entrüstet,
daß Jesus am Sabbat heilte, und sprach zum Volke: Es sind sechs Tage,
an welchen man arbeiten soll; an diesen kommet und lasset euch heilen,
und nicht am Sabbattag!
15 Aber der Herr antwortete und sprach: Du Heuchler,
löst nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der
Krippe und führt ihn zur Tränke?
16 Diese aber, eine Tochter Abrahams, die der Satan,
siehe, schon achtzehn Jahre gebunden hielt, sollte nicht von diesem Bande
gelöst werden am Sabbattag?
17 Und als er das sagte, wurden alle seine Widersacher
beschämt; und alles Volk freute sich über alle die herrlichen
Taten, die durch ihn geschahen.
18 ¶ Da sprach er: Wem ist das Reich Gottes gleich,
und wem soll ich es vergleichen?
19 Es ist einem Senfkorn gleich, welches ein Mensch
nahm und in seinen Garten warf. Und es wuchs und ward zu einem Baume, und
die Vögel des Himmels nisteten auf seinen Zweigen.
20 Und wiederum sprach er: Wem soll ich das Reich
Gottes vergleichen?
21 Es ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib
nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert
war.
22 Und er zog durch Städte und Dörfer
und lehrte und setzte seine Reise nach Jerusalem fort.
23 ¶ Es sprach aber einer zu ihm: Herr, werden wenige
gerettet? Er aber sprach zu ihnen:
24 Ringet darnach, daß ihr eingehet durch
die enge Pforte! Denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und
es nicht vermögen.
25 Wenn einmal der Hausherr aufgestanden ist und
die Türe verschlossen hat, werdet ihr anfangen draußen zu stehen
und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf! Dann wird
er antworten und zu euch sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid!
26 Alsdann werdet ihr anheben zu sagen: Wir haben
vor dir gegessen und getrunken, und auf unsern Gassen hast du gelehrt!
27 Und er wird antworten: Ich sage euch, ich weiß
nicht, woher ihr seid; weichet alle von mir, ihr Übeltäter!
28 Da wird das Heulen und das Zähneknirschen
sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reiche Gottes
sehen werdet, euch selbst aber hinausgestoßen!
29 Und sie werden kommen von Morgen und von Abend,
von Mitternacht und von Mittag, und zu Tische sitzen im Reiche Gottes.
30 Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten
sein; und es sind Erste, die werden die Letzten sein.
31 ¶ Zur selben Stunde traten etliche Pharisäer
hinzu und sagten zu ihm: Geh fort und reise ab von hier; denn Herodes will
dich töten!
32 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin und saget
diesem Fuchs: Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen
heute und morgen, und am dritten Tage bin ich am Ziel.
33 Doch muß ich heute und morgen und übermorgen
reisen; denn es geht nicht an, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems
umkomme.
34 Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest
und steinigst, die zu dir gesandt werden; wie oft habe ich deine Kinder
sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel,
aber ihr habt nicht gewollt!
35 Siehe, euer Haus wird euch selbst überlassen!
Ich sage euch, ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis ihr sagen werdet:
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
Lukas 14
1 ¶ Und es begab sich, als er am Sabbat in das Haus
eines Obersten der Pharisäer ging, um zu speisen, da beobachteten
sie ihn.
2 Und siehe, da war ein wassersüchtiger Mensch
vor ihm.
3 Und Jesus hob an und sprach zu den Schriftgelehrten
und Pharisäern: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen, oder nicht?
4 Sie aber schwiegen. Da rührte er ihn an
und machte ihn gesund und entließ ihn.
5 Und er sprach zu ihnen: Wer von euch, wenn ihm
sein Ochse oder Esel in den Brunnen fällt, wird ihn nicht alsbald
herausziehen am Sabbattag?
6 Und sie vermochten ihm nichts dagegen zu antworten.
7 ¶ Er sagte aber zu den Gästen ein Gleichnis,
da er bemerkte, wie sie die ersten Plätze auswählten, und sprach
zu ihnen:
8 Wenn du von jemand zur Hochzeit geladen bist,
so setze dich nicht obenan, damit nicht etwa ein Vornehmerer als du von
ihm geladen sei
9 und nun der, der dich und ihn geladen hat, komme
und zu dir sage: Mache diesem Platz! und du dann beschämt den letzten
Platz einnehmen müssest.
10 Sondern wenn du geladen bist, so gehe hin und
setze dich auf den letzten Platz, damit der, welcher dich eingeladen hat,
wenn er kommt, zu dir spreche: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du
Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tische sitzen.
11 Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt
werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
12 Er sagte aber auch zu dem, der ihn geladen hatte:
Wenn du ein Mittags oder Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde,
noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn ein,
damit nicht etwa auch sie dich wieder einladen und dir Vergeltung werde;
13 sondern wenn du ein Gastmahl machst, so lade
Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein,
14 so wirst du selig sein; denn weil sie es dir
nicht vergelten können, wird es dir vergolten werden in der Auferstehung
der Gerechten.
15 ¶ Als nun einer, der mit ihm zu Tische saß,
solches hörte, sprach er zu ihm: Selig ist, wer das Brot ißt
im Reiche Gottes!
16 Er aber sprach zu ihm: Ein Mensch machte ein
großes Mahl und lud viele dazu.
17 Und er sandte seinen Knecht zur Stunde des Mahles,
den Geladenen zu sagen: Kommet, denn es ist schon alles bereit!
18 Und sie fingen alle einstimmig an, sich zu entschuldigen.
Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und bin genötigt,
hinauszugehen und ihn zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich!
19 Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch
Ochsen gekauft und gehe hin, sie zu prüfen; ich bitte dich, entschuldige
mich!
20 Wieder ein anderer sprach: Ich habe eine Frau
genommen, darum kann ich nicht kommen!
21 Und der Knecht kam wieder und berichtete das
seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knechte:
Geh eilends hinaus auf die Gassen und Plätze der Stadt und führe
die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein!
22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen,
wie du befohlen hast; es ist aber noch Raum da!
23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus
an die Landstraßen und Zäune und nötige sie hereinzukommen,
damit mein Haus voll werde!
24 Denn ich sage euch, daß keiner jener Männer,
die geladen waren, mein Mahl schmecken wird.
25 ¶ Es zog aber eine große Volksmenge mit
ihm, und er wandte sich um und sprach zu ihnen:
26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater
und die Mutter, Weib und Kinder, Brüder und Schwestern haßt,
dazu aber auch seine eigene Seele, der kann nicht mein Jünger sein.
27 Und wer nicht sein Kreuz trägt und hinter
mir her kommt, der kann nicht mein Jünger sein.
28 Denn wer von euch, der einen Turm bauen will,
setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die Kosten, ob er genug habe zur
gänzlichen Ausführung,
29 damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat
und es nicht zu vollenden vermag, alle, die es sehen, anfangen, über
ihn zu spotten
30 und zu sagen: Dieser Mensch fing an zu bauen
und vermochte es nicht zu vollenden!
31 Oder welcher König, der auszieht, um mit
einem andern König Krieg zu führen, setzt sich nicht zuvor hin
und berät, ob er imstande sei, mit zehntausend dem zu begegnen, der
mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
32 Wenn aber nicht, so sendet er, solange jener
noch fern ist, eine Botschaft und bittet um die Friedensbedingungen.
33 So kann auch keiner von euch, der nicht allem
entsagt, was er hat, mein Jünger sein.
34 Das Salz ist gut; wenn aber auch das Salz fade
wird, womit soll es gewürzt werden?
35 Es ist weder für das Erdreich, noch für
den Dünger tauglich; man wirft es hinaus. Wer Ohren hat zu hören,
der höre!
Lukas 15
1 ¶ Es pflegten ihm aber alle
Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören.
2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten
und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und ißt mit ihnen!
3 Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach:
4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe
hat und eins von ihnen verliert, der nicht die neunundneunzig in der Wüste
läßt und dem verlornen nachgeht, bis er es findet?
5 Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es auf
seine Schulter mit Freuden;
6 und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde
und Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich
habe mein Schaf gefunden, das verloren war!
7 Ich sage euch, also wird Freude sein im Himmel
über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig
Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.
8 Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, wenn
sie eine Drachme verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das
Haus und sucht mit Fleiß, bis sie sie findet?
9 Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie die Freundinnen
und Nachbarinnen zusammen und spricht: Freuet euch mit mir; denn ich habe
die Drachme gefunden, die ich verloren hatte!
10 Also, sage ich euch, ist Freude vor den Engeln
Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
11 ¶ Und er sprach: Ein Mensch
hatte zwei Söhne.
12 Und der jüngere sprach zum Vater: Gib mir,
Vater, den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte
ihnen das Gut.
13 Und nicht lange darnach packte der jüngere
Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte
er sein Vermögen mit liederlichem Leben.
14 Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam
eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er fing an, Mangel
zu leiden.
15 Da ging er hin und hängte sich an einen
Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Schweine
zu hüten.
16 Und er begehrte, sich zu sättigen mit den
Schoten, welche die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm.
17 Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele
Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluß, ich aber
verderbe hier vor Hunger!
18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater
gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel
und vor dir,
19 ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen;
mache mich zu einem deiner Tagelöhner!
20 Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater.
Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen, lief,
fiel ihm um den Hals und küßte ihn.
21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe
gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein
Sohn zu heißen!
22 Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringet
eilends das beste Feierkleid her und ziehet es ihm an, und gebet ihm einen
Ring an die Hand und Schuhe an die Füße;
23 und bringet das gemästete Kalb her und
schlachtet es; lasset uns essen und fröhlich sein!
24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder
lebendig geworden; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie
fingen an, fröhlich zu sein.
25 Aber sein älterer Sohn war auf dem Felde;
und als er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und
Tanz.
26 Und er rief einen der Knechte herbei und erkundigte
sich, was das sei.
27 Der sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen,
und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund
wiedererhalten hat.
28 Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen.
Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu.
29 Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe,
so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und
mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich
wäre.
30 Da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der dein
Gut mit Dirnen verschlungen hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet!
31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit
bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.
32 Man mußte aber fröhlich sein und
sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden,
er war verloren und ist wiedergefunden worden!
Lukas 16
1 ¶ Er sagte aber auch zu den Jüngern: Es war
ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; und dieser wurde bei ihm
verklagt, daß er ihm seine Güter verschleudere.
2 Und er rief ihn zu sich und sprach zu ihm: Was
höre ich da von dir? Lege Rechnung ab von deiner Verwaltung; denn
du kannst hinfort nicht mehr Haushalter sein!
3 Da sprach der Haushalter bei sich selbst: Was
soll ich tun, da mein Herr mir die Verwaltung nimmt? Graben kann ich nicht;
zu betteln schäme ich mich.
4 Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich,
wenn ich der Verwaltung enthoben bin, in ihre Häuser aufnehmen.
5 Und er rief einen jeden der Schuldner seines
Herrn zu sich und sprach zu dem ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig?
6 Der sprach: Hundert Bat Öl. Und er sprach
zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setze dich und schreibe flugs fünfzig!
7 Darnach sprach er zu einem andern: Du aber, wieviel
bist du schuldig? Der sagte: Hundert Kor Weizen. Und er spricht zu ihm:
Nimm deinen Schuldschein und schreibe achtzig.
8 Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter,
daß er klug gehandelt habe. Denn die Kinder dieser Welt sind ihrem
Geschlecht gegenüber klüger als die Kinder des Lichts.
9 Auch ich sage euch: Machet euch Freunde mit dem
ungerechten Mammon, auf daß, wenn er euch ausgeht, sie euch aufnehmen
in die ewigen Hütten.
10 Wer im Kleinsten treu ist, der ist auch im Großen
treu; und wer im Kleinsten ungerecht ist, der ist auch im Großen
ungerecht.
11 Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht
treu waret, wer wird euch das Wahre anvertrauen?
12 Und wenn ihr mit dem fremden Gut nicht treu
waret, wer wird euch das Eure geben?
13 Kein Knecht kann zwei Herren dienen; denn entweder
wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen
anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und
dem Mammon!
14 Das alles hörten aber auch die Pharisäer,
die waren geldgierig und verspotteten ihn.
15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid es, die sich
selbst rechtfertigen vor den Menschen, aber Gott kennt eure Herzen; denn
was bei den Menschen hoch angesehen ist, das ist ein Greuel vor Gott.
16 Das Gesetz und die Propheten gehen bis auf Johannes;
von da an wird das Reich Gottes durch das Evangelium verkündigt, und
jedermann vergreift sich daran.
17 Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde
vergehen, als daß ein einziges Strichlein des Gesetzes falle.
18 Jeder, der sich von seinem Weibe scheidet und
eine andere heiratet, der bricht die Ehe, und jeder, der eine von ihrem
Manne Geschiedene heiratet, bricht auch die Ehe.
19 ¶ Es war aber ein reicher Mann, der kleidete
sich in Purpur und kostbare Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in
Freuden.
20 Ein Armer aber, namens Lazarus, lag vor dessen
Tür, voller Geschwüre,
21 und begehrte, sich zu sättigen von dem,
was von des Reichen Tische fiel; und es kamen sogar Hunde und leckten seine
Geschwüre.
22 Es begab sich aber, daß der Arme starb
und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber
auch der Reiche und wurde begraben.
23 Und als er im Totenreich seine Augen erhob,
da er Qualen litt, sieht er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.
24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme
dich meiner und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins
Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser
Flamme!
25 Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, daß
du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen
das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt.
26 Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine
große Kluft befestigt, so daß die, welche von hier zu euch
hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die von dort es
vermögen, zu uns herüberzukommen.
27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß
du ihn in das Haus meines Vaters sendest
28 denn ich habe fünf Brüder, daß
er sie warne, damit nicht auch sie kommen an diesen Ort der Qual!
29 Spricht zu ihm Abraham: Sie haben Mose und die
Propheten; auf diese sollen sie hören!
30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern
wenn jemand von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße
tun!
31 Er aber sprach zu ihm: Wenn sie auf Mose und
die Propheten nicht hören, so würden sie sich auch nicht überzeugen
lassen, wenn einer von den Toten auferstände.
Lukas 17
1 ¶ Er sprach aber zu den Jüngern: Es ist unvermeidlich,
daß Ärgernisse kommen; wehe aber dem, durch welchen sie kommen!
2 Es wäre für ihn besser, wenn ein Mühlstein
um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde, als daß
er einem dieser Kleinen Ärgernis gebe.
3 Habt acht auf euch selbst! Wenn aber dein Bruder
sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn es ihn reut, so vergib ihm.
4 Und wenn er siebenmal des Tages wider dich sündigte
und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich! so
sollst du ihm vergeben.
5 Und die Apostel sprachen zum Herrn: Mehre uns
den Glauben!
6 Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet
wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle
dich und verpflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.
7 Wer aber von euch wird zu seinem Knechte, der
pflügt oder weidet, wenn er vom Felde heimkommt, sagen: Komm alsbald
her und setze dich zu Tische?
8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite
mir das Abendbrot, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und
getrunken habe, und hernach iß und trink du?
9 Dankt er wohl dem Knecht, daß er getan
hat, was ihm befohlen war? Ich glaube nicht!
10 Also auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was
euch befohlen war, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben
getan, was wir zu tun schuldig waren!
11 ¶ Und es begab sich, als er nach Jerusalem reiste,
daß er mitten durch Samaria und Galiläa zog.
12 Und bei seiner Ankunft in einem Dorf begegneten
ihm zehn aussätzige Männer, die von ferne stehen blieben.
13 Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus,
Meister, erbarme dich unser!
14 Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet
hin und zeiget euch den Priestern! Und es begab sich, während sie
hingingen, wurden sie rein.
15 Einer aber von ihnen, als er sah, daß
er geheilt worden war, kehrte wieder um und pries Gott mit lauter Stimme,
16 warf sich auf sein Angesicht zu Jesu Füßen
und dankte ihm; und das war ein Samariter.
17 Da antwortete Jesus und sprach: Sind nicht ihrer
zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?
18 Hat sich sonst keiner gefunden, der umgekehrt
wäre, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremdling?
19 Und er sprach zu ihm: Steh auf und gehe hin;
dein Glaube hat dich gerettet!
20 ¶ Als er aber von den Pharisäern gefragt
wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen und sprach: Das
Reich Gottes kommt nicht mit Aufsehen.
21 Man wird nicht sagen: Siehe hier! oder: Siehe
dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist inwendig in euch.
22 Er sprach aber zu den Jüngern: Es werden
Tage kommen, da ihr begehren werdet, einen einzigen der Tage des Menschensohnes
zu sehen, und ihr werdet ihn nicht sehen.
23 Und sie werden zu euch sagen: Siehe hier, siehe
dort! Gehet nicht hin und laufet ihnen nicht nach.
24 Denn gleichwie der Blitz, wenn er erstrahlt,
von einer Himmelsgegend bis zur andern leuchtet, also wird auch des Menschen
Sohn an seinem Tage sein.
25 Zuvor aber muß er viel leiden und von
diesem Geschlecht verworfen werden.
26 Und wie es in den Tagen Noahs zuging, so wird
es auch sein in den Tagen des Menschensohnes:
27 Sie aßen, sie tranken, sie freiten und
ließen sich freien, bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging; und
die Sündflut kam und vertilgte alle.
28 Ähnlich wie es in den Tagen Lots zuging:
Sie aßen, sie tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten
und bauten;
29 an dem Tage aber, da Lot aus Sodom wegging,
regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte alle.
30 Gerade so wird es sein an dem Tage, da des Menschen
Sohn geoffenbart wird.
31 Wer an jenem Tage auf dem Dache ist und sein
Gerät im Hause hat, der steige nicht hinab, dasselbe zu holen; desgleichen,
wer auf dem Felde ist, der kehre nicht wieder zurück.
32 Gedenket an Lots Weib!
33 Wer seine Seele zu erhalten sucht, der wird
sie verlieren, und wer sie verliert, der wird ihr zum Leben verhelfen.
34 Ich sage euch, in dieser Nacht werden zwei in
einem Bette sein, der eine wird genommen und der andere gelassen werden.
35 Zwei werden miteinander mahlen; eine wird genommen,
die andere wird gelassen werden.
36 Zwei werden auf dem Felde sein; der eine wird
genommen und der andere gelassen werden.
37 Und sie antworteten und sprachen zu ihm: Wo,
Herr? Und er sprach zu ihnen: Wo das Aas ist, da versammeln sich auch die
Adler.
Lukas 18
1 ¶ Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür,
daß sie allezeit beten und nicht nachlässig werden sollten,
2 nämlich: Es war ein Richter in einer Stadt,
der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen scheute.
3 Es war aber eine Witwe in jener Stadt; die kam
zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegenüber meinem Widersacher!
4 Und er wollte lange nicht; hernach aber sprach
er bei sich selbst: Ob ich schon Gott nicht fürchte und mich vor keinem
Menschen scheue,
5 so will ich dennoch, weil mir diese Witwe Mühe
macht, ihr Recht schaffen, damit sie nicht schließlich komme und
mich ins Gesicht schlage.
6 Und der Herr sprach: Höret, was der ungerechte
Richter sagt!
7 Sollte aber Gott nicht seinen Auserwählten
Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, wenn er sie auch lange
warten läßt?
8 Ich sage euch, er wird ihnen Recht schaffen in
Kürze! Doch wenn des Menschen Sohn kommt, wird er auch den Glauben
finden auf Erden?
9 ¶ Er sagte aber auch zu etlichen, die sich selbst
vertrauten, daß sie gerecht seien, und die übrigen verachteten,
dieses Gleichnis:
10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel,
um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.
11 Der Pharisäer stellte sich hin und betete
bei sich selbst also: O Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie
die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch
wie dieser Zöllner.
12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den
Zehnten von allem, was ich erwerbe.
13 Und der Zöllner stand von ferne, wagte
nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine
Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig!
14 Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt in
sein Haus hinab, eher als jener; denn wer sich selbst erhöht, der
wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht
werden.
15 ¶ Sie brachten aber auch Kindlein zu ihm, damit
er sie anrühre. Da es aber die Jünger sahen, schalten sie sie.
16 Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Lasset
die Kinder zu mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn für solche
ist das Reich Gottes.
17 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes
nicht annimmt wie ein Kind, wird gar nicht hineinkommen.
18 ¶ Und es fragte ihn ein Oberster und sprach:
Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu ererben?
19 Da sprach Jesus zu ihm: Was nennst du mich gut?
Niemand ist gut, als nur Gott allein.
20 Du weißt die Gebote: «Du sollst
nicht ehebrechen! Du sollst nicht töten! Du sollst nicht stehlen!
Du sollst nicht falsches Zeugnis reden! Ehre deinen Vater und deine Mutter!»
21 Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten
von Jugend an.
22 Da Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Eins
fehlt dir noch; verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen,
so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!
23 Als er aber solches hörte, wurde er ganz
traurig; denn er war sehr reich.
24 Als aber Jesus ihn so sah, sprach er: Wie schwer
werden die Reichen ins Reich Gottes eingehen!
25 Denn es ist leichter, daß ein Kamel durch
ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.
26 Da sprachen die, welche es hörten: Wer
kann dann gerettet werden?
27 Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich
ist, das ist bei Gott möglich.
28 Da sprach Petrus: Siehe, wir haben das Unsrige
verlassen und sind dir nachgefolgt!
29 Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage
euch: Es ist niemand, der Haus oder Weib oder Brüder oder Eltern oder
Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes willen,
30 der es nicht vielfältig wieder empfinge
in dieser Zeit und in der zukünftigen Weltzeit das ewige Leben!
31 ¶ Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach
zu ihnen: Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles erfüllt
werden, was durch die Propheten über den Menschensohn geschrieben
ist;
32 denn er wird den Heiden überliefert und
verspottet und mißhandelt und verspeit werden.
33 Und sie werden ihn geißeln und töten,
und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.
34 Und sie verstanden nichts davon, und diese Rede
war ihnen zu geheimnisvoll, und sie begriffen den Ausspruch nicht.
35 ¶ Es begab sich aber, als er sich Jericho näherte,
saß ein Blinder am Wege und bettelte.
36 Und da er das Volk vorüberziehen hörte,
erkundigte er sich, was das sei.
37 Da verkündigten sie ihm, Jesus von Nazareth
gehe vorüber.
38 Und er rief und sprach: Jesus, du Sohn Davids,
erbarme dich meiner!
39 Und die vorangingen, bedrohten ihn, er solle
schweigen; er aber schrie noch viel mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner!
40 Da blieb Jesus stehen und hieß ihn zu
sich führen. Und als er herangekommen war, fragte er ihn:
41 Was willst du, daß ich dir tun soll? Er
sprach: Herr, daß ich sehend werde!
42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube
hat dich gerettet!
43 Und alsbald wurde er sehend und folgte ihm nach
und pries Gott; und alles Volk, das solches sah, lobte Gott.
Lukas 19
1 ¶ Und er ging hinein und zog durch Jericho.
2 Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus,
ein Oberzöllner, und der war reich.
3 Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er sei,
und konnte es nicht wegen der Volksmenge; denn er war klein von Person.
4 Da lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum,
damit er ihn sähe; denn dort sollte er vorbeikommen.
5 Und als Jesus an den Ort kam, blickte er auf
und sah ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilends herab; denn
heute muß ich in deinem Hause einkehren!
6 Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf mit
Freuden.
7 Als sie es aber sahen, murrten sie alle und sprachen:
Er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt, um Herberge zu nehmen!
8 Zachäus aber trat hin und sprach zum Herrn:
Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und
wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück.
9 Jesus sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil
widerfahren, dieweil auch er ein Sohn Abrahams ist;
10 denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen
und zu retten, was verloren ist.
11 ¶ Als sie aber solches hörten, fuhr er fort
und sagte ein Gleichnis, weil er nahe bei Jerusalem war und sie meinten,
das Reich Gottes würde unverzüglich erscheinen.
12 Er sprach nun: Ein Edelmann zog in ein fernes
Land, um sich die Königswürde zu holen und alsdann wiederzukommen.
13 Da rief er zehn seiner Knechte und gab ihnen
zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme!
14 Seine Bürger aber haßten ihn und
schickten ihm eine Gesandtschaft nach und ließen sagen: Wir wollen
nicht, daß dieser über uns König werde!
15 Und es begab sich, als er wiederkam, nachdem
er die Königswürde empfangen, da ließ er die Knechte, denen
er das Geld gegeben hatte, vor sich rufen, um zu erfahren, was ein jeder
erhandelt habe.
16 Da kam der erste und sprach: Herr, dein Pfund
hat zehn Pfund dazugewonnen!
17 Und er sprach zu ihm: Recht so, du braver Knecht!
Weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über
zehn Städte!
18 Und der zweite kam und sprach: Herr, dein Pfund
hat fünf Pfund erworben!
19 Er sprach auch zu diesem: Und du sollst über
fünf Städte gesetzt sein!
20 Und ein anderer kam und sprach: Herr, siehe,
hier ist dein Pfund, welches ich im Schweißtuch aufbewahrt habe!
21 Denn ich fürchtete dich, weil du ein strenger
Mann bist; du nimmst, was du nicht hingelegt, und erntest, was du nicht
gesät hast.
22 Da sprach er zu ihm: Aus deinem Munde will ich
dich richten, du böser Knecht! Wußtest du, daß ich ein
strenger Mann bin, daß ich nehme, was ich nicht hingelegt, und ernte,
was ich nicht gesät habe?
23 Warum hast du denn mein Geld nicht auf der Bank
angelegt, so daß ich es bei meiner Ankunft mit Zinsen hätte
einziehen können?
24 Und zu den Umstehenden sprach er: Nehmet ihm
das Pfund und gebet es dem, der die zehn Pfunde hat!
25 Da sagten sie zu ihm: Herr, er hat schon zehn
Pfunde!
26 Ich sage euch: Wer da hat, dem wird gegeben
werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was
er hat.
27 Doch diese meine Feinde, die nicht wollten,
daß ich König über sie werde, bringet her und erwürget
sie vor mir!
28 ¶ Und nachdem er das gesagt, zog er weiter und
reiste hinauf nach Jerusalem.
29 Und es begab sich, als er in die Nähe von
Bethphage und Bethanien kam, zu dem Berge, welcher Ölberg heißt,
sandte er zwei seiner Jünger
30 und sprach: Gehet hin in den Flecken, der vor
euch liegt; und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden
finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen ist; bindet es los und führet
es her.
31 Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr
es los? so sprechet also: Der Herr bedarf seiner!
32 Da gingen die Abgesandten hin und fanden es,
wie er ihnen gesagt hatte.
33 Als sie aber das Füllen losbanden, sprachen
die Herren desselben zu ihnen: Warum bindet ihr das Füllen los?
34 Sie aber sprachen: Der Herr bedarf seiner!
35 Und sie brachten es zu Jesus und warfen ihre
Kleider auf das Füllen und setzten Jesus darauf.
36 Als er aber weiterzog, breiteten sie auf dem
Wege ihre Kleider aus.
37 Als er sich aber schon dem Abhang des Ölberges
näherte, fing die ganze Menge der Jünger freudig an, Gott zu
loben mit lauter Stimme wegen all der Taten, die sie gesehen hatten,
38 und sprachen: Gepriesen sei der König,
der da kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Ehre in der Höhe!
39 Und etliche der Pharisäer unter dem Volk
sprachen zu ihm: Meister, weise deine Jünger zurecht!
40 Und er antwortete und sprach: Ich sage euch,
wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien!
41 ¶ Und als er näher kam und die Stadt sah,
weinte er über sie
42 und sprach: Wenn doch auch du erkannt hättest
an diesem deinem Tage, was zu deinem Frieden dient!
43 Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen,
daß Tage über dich kommen werden, da deine Feinde einen Wall
gegen dich aufwerfen, dich ringsum einschließen und von allen Seiten
ängstigen
44 und dich dem Erdboden gleich machen werden,
auch deine Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf dem andern lassen
werden, darum, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast!
45 Und er ging in den Tempel hinein und fing an,
die Verkäufer und Käufer auszutreiben, und sprach zu ihnen:
46 Es steht geschrieben: «Mein Haus ist ein
Bethaus.» Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!
47 Und er lehrte täglich im Tempel; die Hohenpriester
aber und die Schriftgelehrten und die Vornehmsten des Volkes suchten ihn
umzubringen.
48 Und sie fanden nicht, was sie tun sollten; denn
das ganze Volk hing an ihm und hörte auf ihn.
Lukas 20
1 ¶ Es begab sich aber an einem der Tage, als er
das Volk im Tempel lehrte und das Evangelium verkündigte, da traten
die Hohenpriester und die Schriftgelehrten samt den Ältesten herzu
2 und sprachen zu ihm: Sage uns, in welcher Vollmacht
tust du das? Und wer hat dir diese Vollmacht gegeben?
3 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will
euch auch etwas fragen! Saget mir:
4 War die Taufe des Johannes vom Himmel oder von
Menschen?
5 Sie aber dachten bei sich selbst und sprachen:
Wenn wir sagen: Vom Himmel, so wird er fragen: Warum habt ihr ihm denn
nicht geglaubt?
6 Wenn wir aber sagen: Von Menschen, so wird das
ganze Volk uns steinigen; denn es ist überzeugt, daß Johannes
ein Prophet war.
7 Und sie antworteten, sie wüßten nicht
woher.
8 Und Jesus sprach zu ihnen: So sage auch ich euch
nicht, in welcher Vollmacht ich solches tue.
9 ¶ Er fing aber an, dem Volk dieses Gleichnis zu
sagen: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und verpachtete ihn an Weingärtner
und hielt sich längere Zeit außer Landes auf.
10 Und als es Zeit war, sandte er einen Knecht
zu den Weingärtnern, damit sie ihm von der Frucht des Weinbergs gäben.
Die Weingärtner aber schlugen ihn und jagten ihn mit leeren Händen
davon.
11 Und er fuhr fort und sandte einen andern Knecht.
Sie aber schlugen auch diesen und beschimpften ihn und jagten ihn leer
davon.
12 Und er fuhr fort und sandte einen dritten; aber
auch diesen verwundeten sie und warfen ihn hinaus.
13 Da sprach der Herr des Weinbergs: Was soll ich
tun? Ich will meinen Sohn senden, den geliebten; vielleicht werden sie
sich vor ihm scheuen.
14 Als aber die Weingärtner diesen sahen,
sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe! Kommt, laßt uns ihn
töten, damit das Erbgut unser werde!
15 Und sie stießen ihn zum Weinberg hinaus
und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinbergs mit ihnen tun?
16 Er wird kommen und diese Weingärtner umbringen
und den Weinberg andern geben. Als sie das hörten, sprachen sie: Das
sei ferne!
17 Er aber blickte sie an und sprach: Was bedeutet
denn das, was geschrieben steht: «Der Stein, den die Bauleute verworfen
haben, der ist zum Eckstein geworden?»
18 Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert
werden; auf welchen er aber fällt, den wird er zermalmen.
19 Da suchten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten
Hand an ihn zu legen zu derselben Stunde; aber sie fürchteten das
Volk; denn sie merkten, daß er im Blick auf sie dieses Gleichnis
gesagt hatte.
20 ¶ Und sie lauerten ihm auf und sandten Aufpasser
ab, die sich stellen sollten, als wären sie redlich, um ein Wort von
ihm aufzufangen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Landpflegers
überantworten könnten.
21 Und sie fragten ihn und sprachen: Meister, wir
wissen, daß du richtig redest und lehrst und nicht die Person ansiehst,
sondern den Weg Gottes der Wahrheit gemäß lehrst.
22 Ist es uns erlaubt, dem Kaiser die Steuer zu
geben, oder nicht?
23 Da er aber ihre Arglist merkte, sprach er zu
ihnen: Was versucht ihr mich?
24 Zeiget mir einen Denar! Wessen Bild und Aufschrift
trägt er? Sie antworteten: Des Kaisers.
25 Er aber sprach zu ihnen: So gebt doch dem Kaiser,
was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!
26 Und sie konnten an dem Wort nichts beanstanden
vor dem Volk und verwunderten sich über seine Antwort und schwiegen.
27 ¶ Da traten aber etliche der Sadduzäer herzu,
welche behaupten, es gebe keine Auferstehung, fragten ihn
28 und sprachen: Meister! Mose hat uns vorgeschrieben:
Wenn jemandes Bruder eine Frau hat und kinderlos stirbt, so soll dessen
Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken.
29 Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm
eine Frau und starb kinderlos.
30 Da nahm der zweite die Frau und starb auch kinderlos.
31 Und der dritte nahm sie, desgleichen alle sieben
und hinterließen keine Kinder bei ihrem Tod.
32 Zuletzt starb auch die Frau.
33 Wessen Frau wird sie nun in der Auferstehung
sein? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt.
34 Und Jesus antwortete ihnen: Die Kinder dieser
Weltzeit freien und lassen sich freien;
35 welche aber gewürdigt werden, jene Weltzeit
zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien
noch sich freien lassen,
36 denn sie können auch nicht mehr sterben;
denn sie sind den Engeln gleich und Söhne Gottes, da sie Söhne
der Auferstehung sind.
37 Daß aber die Toten auferstehen, hat auch
Mose angedeutet bei der Geschichte von dem Busch, wo er den Herrn nennt
«den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs».
38 Er ist aber nicht Gott der Toten, sondern der
Lebendigen; denn ihm leben alle.
39 ¶ Da antworteten etliche der Schriftgelehrten
und sprachen: Meister, du hast trefflich geantwortet!
40 Denn sie unterstanden sich nicht mehr, ihn etwas
zu fragen.
41 Er aber sprach zu ihnen: Wie sagen sie, daß
Christus Davids Sohn sei?
42 Und doch sagt David selbst im Buche der Psalmen:
«Der Herr hat zu meinem Herrn gesprochen: Setze dich zu meiner Rechten,
43 bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner
Füße!»
44 David nennt ihn also Herr; wie ist er denn sein
Sohn?
45 Als aber das Volk zuhörte, sprach er zu
seinen Jüngern:
46 Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die
im Talar einhergehen wollen und sich gerne grüßen lassen auf
den Märkten und den Vorsitz in den Synagogen und die ersten Plätze
bei den Mahlzeiten lieben;
47 sie fressen der Witwen Häuser und sprechen
zum Vorwand lange Gebete; diese ziehen sich ein um so schwereres Urteil
zu.
Lukas 21
1 ¶ Als er aber aufblickte, sah er, wie die Reichen
ihre Gaben in den Gotteskasten legten.
2 Er sah aber auch eine auf ihren Verdienst angewiesene
Witwe, die legte dort zwei Scherflein ein;
3 und er sprach: Wahrlich, ich sage euch, diese
arme Witwe hat mehr als alle eingelegt!
4 Denn diese alle haben von ihrem Überfluße
zu den Gaben beigetragen; sie aber hat aus ihrer Armut heraus alles eingelegt,
was sie zum Lebensunterhalt besaß.
5 ¶ Und als etliche von dem Tempel sagten, daß
er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei, sprach
er:
6 Was ihr da sehet, es werden Tage kommen, wo kein
Stein auf dem andern bleiben wird, der nicht zerstört würde!
7 Sie fragten ihn aber und sprachen: Meister, wann
wird denn das geschehen, und welches wird das Zeichen sein, wann es geschehen
soll?
8 Er sprach: Sehet zu, daß ihr nicht irregeführt
werdet! Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin
es! und: Die Zeit ist nahe! Laufet ihnen nicht nach!
9 Wenn ihr aber von Kriegen und Unruhen hören
werdet, so erschrecket nicht; denn das muß zuvor geschehen; aber
das Ende kommt nicht so bald.
10 Dann sprach er zu ihnen: Ein Volk wird sich
über das andere erheben und ein Reich über das andere;
11 und große Erdbeben werden sein hin und
wieder, Seuchen und Hungersnöte; und Schrecknisse und große
Zeichen vom Himmel werden sich einstellen.
12 Vor diesem allem aber werden sie Hand an euch
legen und euch verfolgen und in Synagogen und Gefängnisse überliefern
und vor Könige und Fürsten führen um meines Namens willen.
13 Das wird euch aber Gelegenheit zum Zeugnis geben.
14 So nehmet euch nun zu Herzen, daß ihr
eure Verteidigung nicht vorher überlegen sollt;
15 denn ich will euch Mund und Weisheit geben,
welcher alle eure Widersacher nicht sollen widersprechen noch widerstehen
können.
16 Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern
und Verwandten und Freunden überantwortet werden, und man wird etliche
von euch töten,
17 und ihr werdet von allen gehaßt sein um
meines Namens willen.
18 Und kein Haar von eurem Haupte wird verloren
gehen.
19 Durch eure Geduld gewinnet eure Seelen!
20 ¶ Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren belagert
sehet, alsdann erkennet, daß ihre Verwüstung nahe ist.
21 Alsdann fliehe, wer in Judäa ist, auf die
Berge; und wer in der Stadt ist, der entweiche daraus; und wer auf dem
Lande ist, gehe nicht hinein.
22 Denn das sind Tage der Rache, damit alles erfüllt
werde, was geschrieben steht.
23 Wehe aber den Schwangern und den Säugenden
in jenen Tagen, denn es wird große Not im Lande sein und ein Zorn
über dieses Volk!
24 Und sie werden fallen durch die Schärfe
des Schwerts und gefangen weggeführt werden unter alle Völker;
und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der
Heiden erfüllt sind.
25 Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und
Mond und Sternen, und auf Erden Angst der Völker vor Ratlosigkeit
bei dem Tosen des Meeres und der Wogen,
26 da die Menschen in Ohnmacht sinken werden vor
Furcht und Erwartung dessen, was über den Erdkreis kommen soll; denn
die Kräfte des Himmels werden in Bewegung geraten.
27 Und dann werden sie des Menschen Sohn kommen
sehen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.
28 Wenn aber dieses zu geschehen anfängt,
so richtet euch auf und erhebet eure Häupter, weil eure Erlösung
naht.
29 ¶ Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet den
Feigenbaum und alle Bäume!
30 Wenn ihr sie schon ausschlagen sehet, so merket
ihr von selbst, daß der Sommer jetzt nahe ist.
31 Also auch, wenn ihr sehet, daß dieses
geschieht, so merket ihr, daß das Reich Gottes nahe ist.
32 Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht wird
nicht vergehen, bis alles geschehen sein wird.
33 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine
Worte werden nicht vergehen.
34 Habt aber acht auf euch selbst, daß eure
Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Trunkenheit und Nahrungssorgen
und jener Tag unversehens über euch komme!
35 Denn wie ein Fallstrick wird er über alle
kommen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen.
36 Darum wachet jederzeit und bittet, daß
ihr gewürdigt werdet, zu entfliehen diesem allem, was geschehen soll,
und zu stehen vor des Menschen Sohn!
37 Er war aber tagsüber im Tempel und lehrte,
des Nachts aber ging er hinaus und übernachtete an dem Berge, welcher
Ölberg heißt.
38 Und alles Volk kam früh zu ihm in den Tempel,
um ihn zu hören.
Lukas 22
1 ¶ Es nahte aber das Fest der ungesäuerten
Brote, welches man Passah nennt.
2 Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten
darnach, wie sie ihn umbringen könnten; denn sie fürchteten das
Volk.
3 Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Ischariot,
der aus der Zahl der Zwölf war.
4 Und er ging hin und besprach mit den Hohenpriestern
und den Hauptleuten, wie er ihnen Jesus ausliefern wollte.
5 Und sie wurden froh und kamen überein, ihm
Geld zu geben.
6 Und er versprach es und suchte eine gute Gelegenheit,
um ihn ohne Volksauflauf an sie auszuliefern.
7 ¶ Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote,
da man das Passah schlachten mußte.
8 Und er sandte Petrus und Johannes und sprach:
Gehet hin, bereitet uns das Passah, damit wir es essen!
9 Sie aber sprachen: Wo willst du, daß wir
es bereiten?
10 Er aber sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr in
die Stadt hineinkommet, so wird euch ein Mensch begegnen, der einen Krug
mit Wasser trägt; dem folget in das Haus, in das er hineingeht,
11 und sprechet zu dem Hausherrn: Der Meister läßt
dir sagen: Wo ist die Herberge, in der ich das Passah mit meinen Jüngern
essen kann?
12 Und jener wird euch einen großen, mit
Polstern belegten Saal zeigen; daselbst bereitet es zu.
13 Sie gingen hin und fanden es, wie er ihnen gesagt
hatte, und bereiteten das Passah.
14 Und als die Stunde kam, setzte er sich zu Tische
und die zwölf Apostel mit ihm.
15 Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt,
dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide.
16 Denn ich sage euch, ich werde es nicht mehr
essen, bis es erfüllt sein wird im Reiche Gottes.
17 Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmet
diesen und teilet ihn unter euch!
18 Denn ich sage euch, ich werde hinfort nicht
mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes
gekommen ist.
19 Und er nahm das Brot, dankte, brach es, gab
es ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird;
das tut zu meinem Gedächtnis!
20 ebenso auch den Kelch nach dem Mahle und sprach:
Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen
wird.
21 ¶ Doch siehe, die Hand dessen, der mich verrät,
ist mit mir auf dem Tische.
22 Denn des Menschen Sohn geht zwar dahin, wie
es bestimmt ist; aber wehe dem Menschen, durch welchen er verraten wird!
23 Und sie fingen an, sich untereinander zu befragen,
welcher von ihnen es wohl wäre, der solches tun würde.
24 Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen,
wer von ihnen für den Größten zu halten sei.
25 Er aber sagte zu ihnen: Die Könige der
Völker herrschen über sie, und ihre Gewalthaber heißt man
Wohltäter.
26 Ihr aber nicht also; sondern der Größte
unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Gebieter wie der Diener.
27 Denn wer ist größer: wer zu Tische
sitzt, oder der Diener? Ist es nicht der, welcher zu Tische sitzt? Ich
aber bin mitten unter euch wie der Diener.
28 Ihr aber seid die, welche bei mir ausgeharrt
haben in meinen Anfechtungen.
29 Und ich verordne euch, wie mir mein Vater das
Reich verordnet hat,
30 daß ihr an meinem Tische in meinem Reiche
essen und trinken und auf Thronen sitzen sollt, um die zwölf Stämme
Israels zu richten.
31 Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe,
der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen;
32 ich aber habe für dich gebetet, daß
dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du dich dereinst bekehrst, so
stärke deine Brüder!
33 Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit,
mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!
34 Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus, der Hahn
wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, daß
du mich kennst!
35 Und er sprach zu ihnen: Als ich euch aussandte
ohne Beutel und Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie sprachen:
Nichts!
36 Nun sprach er zu ihnen: Aber jetzt, wer einen
Beutel hat, der nehme ihn, gleicherweise auch die Tasche; und wer es nicht
hat, der verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert.
37 Denn ich sage euch, auch dieses Schriftwort
muß sich an mir erfüllen: «Und er ist unter die Übeltäter
gerechnet worden.» Denn was sich auf mich bezieht, das geht in Erfüllung!
38 Sie sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter!
Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!
39 ¶ Und er ging hinaus und begab sich nach seiner
Gewohnheit an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger.
40 Und als er an den Ort gekommen war, sprach er
zu ihnen: Betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet!
41 Und er riß sich von ihnen los, ungefähr
einen Steinwurf weit, kniete nieder, betete
42 und sprach: Vater, wenn du willst, so nimm diesen
Kelch von mir! Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
43 Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte
ihn.
44 Und er geriet in Todesangst und betete inbrünstiger;
und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.
45 Und als er vom Gebet aufstand und zu seinen
Jüngern kam, fand er sie schlafend vor Traurigkeit.
46 Und er sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet
auf und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet!
47 ¶ Während er aber noch redete, siehe, da
kam eine Schar, und der, welcher Judas hieß, einer der Zwölf,
ging vor ihnen her und näherte sich Jesus, um ihn zu küssen.
48 Jesus aber sprach zu ihm: Judas, mit einem Kuß
verrätst du des Menschen Sohn?
49 Als nun seine Begleiter sahen, was da werden
wollte, sprachen sie zu ihm: Herr, sollen wir mit dem Schwerte dreinschlagen?
50 Und einer von ihnen schlug den Knecht des Hohenpriesters
und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.
51 Da antwortete Jesus und sprach: Lasset es hierbei
bewenden! Und er rührte das Ohr an und heilte ihn.
52 Es sprach aber Jesus zu den Hohenpriestern und
Hauptleuten des Tempels und den Ältesten, die an ihn herangetreten
waren: Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und
mit Stöcken!
53 Als ich täglich bei euch im Tempel war,
habt ihr die Hand nicht gegen mich ausgestreckt. Aber dies ist eure Stunde
und die Macht der Finsternis.
54 ¶ Nachdem sie ihn nun festgenommen hatten, führten
sie ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber
folgte von ferne.
55 Da sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet
hatten und beisammen saßen, setzte sich Petrus mitten unter sie.
56 Es sah ihn aber eine Magd beim Feuer sitzen,
schaute ihn an und sprach: Der war auch mit ihm!
57 Er aber leugnete und sprach: Weib, ich kenne
ihn nicht!
58 Und bald darnach sah ihn ein anderer und sprach:
Du bist auch einer von ihnen! Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht!
59 Und nach einer Weile von ungefähr einer
Stunde bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, der war
auch mit ihm; denn er ist ein Galiläer!
60 Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht,
was du sagst! Und alsbald, während er noch redete, krähte der
Hahn.
61 Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an.
Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, das er zu ihm gesprochen
hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!
62 Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
63 ¶ Die Männer aber, die Jesus festhielten,
verspotteten und mißhandelten ihn;
64 sie verhüllten ihn, schlugen ihn ins Angesicht,
fragten ihn und sprachen: Weissage uns, wer ist's, der dich geschlagen
hat?
65 Und viele andere Lästerungen sprachen sie
gegen ihn aus.
66 Und als es Tag geworden, versammelten sich die
Ältesten des Volkes, die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und führten
ihn ab vor ihren Hohen Rat;
67 und sie sprachen: Bist du der Christus? Sage
es uns! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sagte, so würdet
ihr es nicht glauben;
68 wenn ich aber auch fragte, so würdet ihr
mir nicht antworten.
69 Von nun an aber wird des Menschen Sohn sitzen
zur Rechten der Kraft Gottes.
70 Da sprachen sie alle: Bist du also der Sohn
Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr saget, was ich bin!
71 Da sprachen sie: Was bedürfen wir weiter
Zeugnis? Denn wir selbst haben es aus seinem Munde gehört.
Lukas 23
1 ¶ Und die ganze Versammlung stand auf, und sie
führten ihn vor Pilatus.
2 Sie fingen aber an, ihn zu verklagen und sprachen:
Wir haben gefunden, daß dieser das Volk verführt und ihm wehrt,
dem Kaiser die Steuern zu zahlen, und behauptet, er sei Christus, der König.
3 Da fragte ihn Pilatus und sprach: Du bist der
König der Juden? Er antwortete ihm und sprach: Du sagst es!
4 Da sprach Pilatus zu den Hohenpriestern und dem
Volk: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen!
5 Sie aber bestanden darauf und sprachen: Er wiegelt
das Volk auf, indem er lehrt in ganz Judäa, was er zuerst in Galiläa
tat und fortsetzte bis hierher!
6 Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der
Mensch ein Galiläer sei.
7 Und da er vernahm, daß er aus dem Gebiet
des Herodes sei, sandte er ihn hin zu Herodes, der in diesen Tagen ebenfalls
zu Jerusalem war.
8 Herodes aber freute sich sehr, als er Jesus sah;
denn er hätte ihn schon längst gern gesehen, weil er viel von
ihm gehört hatte, und er hoffte, ein Zeichen von ihm zu sehen.
9 Er legte ihm denn auch viele Fragen vor; aber
Jesus gab ihm keine Antwort.
10 Die Hohenpriester aber und die Schriftgelehrten
standen da und verklagten ihn heftig.
11 Und Herodes samt seinen Kriegsleuten verachtete
und verspottete ihn, zog ihm ein weißes Kleid an und schickte ihn
wieder zu Pilatus.
12 An demselben Tage schlossen Pilatus und Herodes
Freundschaft miteinander, denn zuvor waren sie einander feind gewesen.
13 ¶ Pilatus aber rief die Hohenpriester und die
Obersten und das Volk zusammen
14 und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen
zu mir gebracht, als mache er das Volk abtrünnig; und siehe, als ich
ihn vor euch verhörte, habe ich an diesem Menschen keine Schuld gefunden,
deren ihr ihn anklagt,
15 aber auch Herodes nicht; denn er hat ihn zu
uns zurückgeschickt, und siehe, es ist nichts von ihm verübt
worden, was des Todes würdig wäre.
16 Darum will ich ihn züchtigen und dann freilassen.
17 Er mußte ihnen aber auf das Fest einen
freigeben.
18 Da schrie aber der ganze Haufe und sprach: Hinweg
mit diesem und gib uns Barabbas frei!
19 Der war wegen eines in der Stadt vorgefallenen
Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis geworfen worden.
20 Da redete ihnen Pilatus noch einmal zu, weil
er Jesus freizulassen wünschte.
21 Sie aber riefen dagegen und sprachen: Kreuzige,
kreuzige ihn!
22 Und zum drittenmal sprach er zu ihnen: Was hat
dieser denn Böses getan? Ich habe keine des Todes würdige Schuld
an ihm gefunden. Darum will ich ihn züchtigen und dann freilassen.
23 Sie aber hielten an mit lautem Geschrei und
forderten, daß er gekreuzigt werde; und ihr und der Hohenpriester
Geschrei nahm überhand.
24 Da entschied Pilatus, daß ihre Forderung
erfüllt werde,
25 und gab ihnen den frei, welcher eines Aufruhrs
und Mordes wegen ins Gefängnis geworfen worden war, den sie begehrten;
Jesus aber übergab er ihrem Willen.
26 ¶ Und als sie ihn hinführten, ergriffen
sie einen gewissen Simon von Kyrene, der vom Felde kam, und legten ihm
das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage.
27 Es folgte ihm aber eine große Volksmenge,
auch Frauen, die ihn beklagten und betrauerten.
28 Da wandte sich Jesus zu ihnen und sprach: Ihr
Töchter Jerusalems, weinet nicht über mich; weinet vielmehr über
euch selbst und über eure Kinder!
29 Denn siehe, es kommen Tage, da man sagen wird:
Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren, und die
Brüste, die nicht gesäugt haben!
30 Dann wird man anfangen, zu den Bergen zu sagen:
Fallet über uns! und zu den Hügeln: Bedecket uns!
31 Denn wenn man das am grünen Holze tut,
was wird am dürren geschehen?
32 ¶ Es wurden aber auch zwei andere hingeführt,
Übeltäter, um mit ihm hingerichtet zu werden.
33 Und als sie an den Ort kamen, den man Schädelstätte
nennt, kreuzigten sie daselbst ihn und die Übeltäter, den einen
zur Rechten, den andern zur Linken.
34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn
sie wissen nicht, was sie tun! Sie teilten aber seine Kleider und warfen
das Los.
35 Und das Volk stand da und sah zu. Es spotteten
aber auch die Obersten und sprachen: Andere hat er gerettet; er rette nun
sich selbst, wenn er Christus ist, der Auserwählte Gottes!
36 Es verspotteten ihn aber auch die Kriegsknechte,
indem sie herzutraten, ihm Essig brachten
37 und sprachen: Bist du der König der Juden,
so rette dich selbst!
38 Es stand aber auch eine Inschrift über
ihm in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: Dieser
ist der König der Juden.
39 Einer aber der gehängten Übeltäter
lästerte ihn und sprach: Bist du der Christus, so rette dich selbst
und uns!
40 Der andere aber antwortete, tadelte ihn und
sprach: Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch in gleichem Gerichte
bist?
41 Und wir zwar gerechterweise, denn wir empfangen,
was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Unrechtes getan!
42 Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke meiner,
wenn du zu deiner Königswürde kommst!
43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage
dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein!
44 ¶ Es war aber um die sechste Stunde, und eine
Finsternis kam über das ganze Land bis zur neunten Stunde.
45 Und die Sonne wurde verfinstert, und der Vorhang
im Tempel riß mitten entzwei.
46 Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach:
Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Und als er das gesagt
hatte, verschied er.
47 Als aber der Hauptmann sah, was geschah, pries
er Gott und sprach: Wahrlich, dieser Mensch war gerecht!
48 Und die ganze Volksmenge, die herbeigekommen
war zu diesem Schauspiel, als sie sah, was geschah, schlug sich an die
Brust und kehrte um.
49 Es standen aber alle seine Bekannten von ferne
und die Frauen, die ihm von Galiläa her nachgefolgt waren, und sahen
dies.
50 ¶ Und siehe, ein Mann namens Joseph, der ein
Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann
51 (der ihrem Rat und Tun nicht beigestimmt hatte)
von Arimathia, einer Stadt der Juden, der auf das Reich Gottes wartete,
52 dieser ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu
53 und nahm ihn herab, wickelte ihn in Leinwand
und legte ihn in eine ausgehauene Gruft, worin noch niemand gelegen hatte.
54 Und es war Rüsttag, und der Sabbat brach
an.
55 Die Frauen aber, die mit ihm aus Galiläa
gekommen waren, gaben ihm das Geleite und sahen sich die Gruft an und wie
sein Leib hineingelegt wurde.
56 Dann kehrten sie zurück und bereiteten
Spezereien und Salben; am Sabbat aber ruhten sie nach dem Gesetz.
Lukas 24
1 ¶ Am ersten Tage der Woche aber, früh morgens,
kamen sie zur Gruft und brachten die Spezereien, die sie bereitet hatten.
2 Sie fanden aber den Stein von der Gruft weggewälzt.
3 Und als sie hineingingen, fanden sie den Leib
des Herrn Jesus nicht.
4 Und es begab sich, als sie deswegen ratlos waren,
siehe, da standen zwei Männer in strahlenden Kleidern bei ihnen.
5 Da sie nun erschraken und das Angesicht zur Erde
neigten, sprachen diese zu ihnen: Was suchet ihr den Lebenden bei den Toten?
6 Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden!
Denket daran, wie er zu euch redete, als er noch in Galiläa war
7 und sagte: Des Menschen Sohn muß in die
Hände sündiger Menschen überantwortet und gekreuzigt werden
und am dritten Tage auferstehen.
8 Da erinnerten sie sich seiner Worte,
9 kehrten vom Grabe zurück und verkündigten
das alles den Elfen und allen übrigen.
10 Es waren aber Maria Magdalena und Johanna und
Maria, des Jakobus Mutter; sie und die übrigen sagten dies den Aposteln.
11 Und ihre Worte kamen ihnen
vor wie ein Märchen, und sie glaubten ihnen nicht.
12 Petrus aber stand auf und lief zur Gruft, bückte
sich und sah nur die leinenen Tücher daliegen; und ging nach Hause,
voll Staunen über das, was geschehen war.
13 ¶ Und siehe, zwei von ihnen
gingen an demselben Tage nach einem Flecken, der von Jerusalem sechzig
Stadien entfernt war, namens Emmaus.
14 Und sie redeten miteinander von allen diesen
Geschehnissen.
15 Und es begab sich, während sie miteinander
redeten und sich besprachen, nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen.
16 Ihre Augen aber wurden gehalten, daß sie
ihn nicht erkannten.
17 Und er sprach zu ihnen: Was sind das für
Reden, die ihr unterwegs miteinander wechselt, und seid so traurig?
18 Da antwortete der eine namens Kleopas und sprach
zu ihm: Bist du der einzige Fremdling in Jerusalem, der nicht erfahren
hat, was daselbst in diesen Tagen geschehen ist?
19 Und er sprach zu ihnen: Was? Sie sprachen zu
ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat
und Wort vor Gott und allem Volk;
20 wie ihn unsere Hohenpriester und Obersten überantwortet
haben, daß er zum Tode verurteilt und gekreuzigt wurde.
21 Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel
erlösen sollte. Ja, bei alledem ist heute schon der dritte Tag, seit
solches geschehen ist.
22 Zudem haben uns auch einige Frauen aus unserer
Mitte in Verwirrung gebracht; sie waren am Morgen früh beim Grabe,
23 fanden seinen Leib nicht, kamen und sagten,
sie hätten sogar eine Erscheinung von Engeln gesehen, welche sagten,
er lebe.
24 Und etliche der Unsrigen gingen hin zum Grabe
und fanden es so, wie die Frauen gesagt hatten, ihn selbst aber haben sie
nicht gesehen.
25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren! Wie langsam
ist euer Herz zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!
26 Mußte nicht Christus solches leiden und
in seine Herrlichkeit eingehen?
27 Und er hob an von Mose und von allen Propheten,
und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezog.
28 Und sie näherten sich dem Flecken, wohin
sie wanderten, und er stellte sich, als wollte er weitergehen.
29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe
bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt!
Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30 Und es begab sich, als er mit ihnen zu Tische
saß, nahm er das Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen.
31 Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten
ihn; und er verschwand vor ihnen.
32 Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser
Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Weg, als er uns die Schrift öffnete?
33 Und sie standen auf in derselben
Stunde und kehrten nach Jerusalem zurück und fanden die Elf und ihre
Genossen versammelt,
34 die sprachen: Der Herr ist
wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen!
35 Und sie selbst erzählten, was auf dem Wege
geschehen, und wie er von ihnen am Brotbrechen erkannt worden war.
36 ¶ Während sie aber davon
redeten, trat er selbst mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei
mit euch!
37 Aber bestürzt und voll Furcht meinten sie,
einen Geist zu sehen.
38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken,
und warum steigen Zweifel auf in euren Herzen?
39 Sehet an meinen Händen und Füßen,
daß ich es bin! Rühret mich an und sehet, denn ein Geist hat
nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe.
40 Und indem er das sagte, zeigte er ihnen die
Hände und die Füße.
41 Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden
und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?
42 Da reichten sie ihm ein Stück gebratenen
Fisch und von einem Honigwaben.
43 Und er nahm es und aß vor ihnen.
44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte,
die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war, daß alles
erfüllt werden müsse, was im Gesetz Moses und in den Propheten
und den Psalmen von mir geschrieben steht.
45 Da öffnete er ihnen das Verständnis,
um die Schriften zu verstehen,
46 und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben,
daß Christus leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen
werde,
47 und daß in seinem Namen Buße zur
Vergebung der Sünden gepredigt werden soll unter allen Völkern.
48 Fanget an in Jerusalem, Zeugen davon zu sein!
49 Und siehe, ich sende auf euch die Verheißung
meines Vaters; ihr aber bleibet in der Stadt, bis ihr angetan werdet mit
Kraft aus der Höhe.
50 ¶ Er führte sie aber hinaus bis in die Nähe
von Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie.
51 Und es begab sich, indem er sie segnete, schied
er von ihnen und wurde aufgehoben gen Himmel.
52 Und sie fielen vor ihm nieder und kehrten nach
Jerusalem zurück mit großer Freude
53 und waren allezeit im Tempel und priesen und
lobten Gott.